Burnout

“Höher, schneller, weiter!” – diesem Leitsatz folgt häufig unser Alltag. Wir stehen unter Druck, fühlen uns gehetzt, sollen möglichst flexibel und maximal leistungsfähig sein. Anhaltender Stress, Erschöpfung und Überforderung sind Zeichen unserer Zeit und können langfristig zu psychischen Erkrankungen führen.

In den letzten Jahren ist das Thema Burnout stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Eine generelle Zunahme psychischer Erkrankungen in der Bevölkerung und eine steigende Zahl an Arbeitsunfähigkeitstagen infolge psychischer Belastungen kennzeichnen eine problematische Entwicklung. Erfolgsdruck, Konkurrenzdenken und Profitmaximierung bestimmen in weiten Teilen Wirtschaft und Gesellschaft. 

Der einzelne Mensch ist diesem Druck ausgesetzt und hat Angst vor dem Scheitern. Das führt dazu, dass persönliche Grenzen ignoriert, Bedürfnisse ausgeblendet und der eigene Wert vielfach nur noch über Leistung und Erfolg definiert wird. Warnzeichen, die eine zu hohe Belastung anzeigen – etwa Schlafstörungen, Gereiztheit oder Schmerzen – werden oftmals ignoriert. Schließlich ist der körperliche und seelische Zusammenbruch die letzte Konsequenz.

burnout phasen Freudenberger

Burnout ist keine eigenständige Erkrankung, sondern eine Entwicklung, die sich oft über einen langen Zeitraum erstreckt. Folgeerkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Abhängigkeiten oder somatoforme Störungen stehen am Ende dieses Prozesses.

Eine der bekanntesten Darstellungen der Burnout-Entwicklung ist das 12-Stadien-Modell von Herbert Freudenberger (1974). Etwa ab Stadium 6 ist professionelle Hilfe erforderlich.

Eine Burnout-Entwicklung verläuft typischerweise in Phasen:

1. Phase: Überaktivität

Diese erste Phase ist gekennzeichnet durch übertriebenes Engagement und extremes Leistungsstreben. Man will sich selbst etwas beweisen oder Erwartungen erfüllen. Das Gefühl, unentbehrlich zu sein und ein überhöhtes Bedürfnis nach Anerkennung gehen einher mit der Verleugnung eigener Bedürfnisse oder Probleme.

2. Phase: Reduziertes Engagement

Hier entstehen zunehmend negative Einstellungen zur Arbeit, zu anderen Menschen und zu sich selbst. Engagement und Einsatz werden reduziert. Selbstzweifel, Rückzug und Ängstlichkeit treten in den Vordergrund.

3. Phase: Abbau der Leistungsfähigkeit

Konzentrationsschwierigkeiten, Entscheidungsunfähigkeit, Gereiztheit, Stimmungseinbrüche und Schuldgefühle führen zu ineffizienten Leistungen. Kompensationsversuche durch übermäßiges Essen, Alkohol, Drogen, Sexualität oder soziale Medien werden zunehmend erfolglos.

4. Phase: Verzweiflung und Depression

Dies ist die eigentliche Dekompensation, sehr häufig in Form von depressiven Erkrankungen. Genauso kann es auch zu Angststörungen, einer Suchtentwicklung oder somatoformen Erkrankungen kommen. 

Zu unterscheiden ist zwischen individuellen und gesellschaftlichen Ursachen.

Individuelle Ursachen für eine Burnout-Entwicklung

Viele Menschen streben vorwiegend nach äußeren Werten wie Geld, Macht oder Status, ohne sich die Frage zu stellen: “Was will ich eigentlich wirklich im Leben?” Sie orientieren sich viel zu wenig an ihren inneren Werten; stattdessen spielen Leistung und Konsum eine große Rolle. In der Folge kommt es zu einer zunehmenden Überforderung und dem Verlust der eigenen Mitte

Burnout wurde lange Zeit als “Managerkrankheit” diskutiert. Besonders Menschen, die sehr perfektionistisch sind, die ein hohes Maß an Verantwortung tragen oder sich verantwortlich fühlen, die sich etwas beweisen wollen und sehr engagiert sind, gelten als gefährdet. Generell kann ein Burnout jedoch jeden treffen, unabhängig von Berufsgruppe, Alter und Geschlecht.

Gesellschaftliche Ursachen

In Gesellschaft und Wirtschaft herrschen Erfolgsdruck und Konkurrenzdenken. Viele Menschen definieren ihren Selbstwert über ihre Leistung, verbunden mit einer Tendenz zum “Einzelkämpfertum”. Vermittelt wird: “Du kannst alles erreichen, wenn Du dich nur genügend anstrengst!” Die Anbindung des Menschen an tragende soziale und gemeinschaftliche Strukturen geht daneben immer mehr verloren. Leistung und Erfolg werden höher geschätzt als (familiäre) Zugehörigkeit. Für viele Menschen gehen diese gesellschaftspolitischen und marktwirtschaftlichen Entwicklungen mit großer Angst und einem zunehmenden Gefühl der Überforderung einher.

Wenn das Gleichgewicht zwischen Belastungs- und Regenerationsphasen längerfristig gestört ist, “sendet” unser Körper Warnsignale. Dazu können zählen:

Auf der körperlichen Ebene

  • Schlafstörungen
  • Atembeschwerden
  • Engegefühl in der Brust 
  • Erhöhter Blutdruck
  • Herzrasen
  • Schwitzen
  • Tinnitus
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Magen- und Darmbeschwerden
  • Häufigere grippale Infekte
  • Rückenschmerzen
  • Sexuelle Probleme
  • Müdigkeit und Erschöpfung


Im emotionalen Bereich

  • Unzufriedenheit mit der eigenen Leistungsfähigkeit
  • Versagensängste
  • Niedergeschlagenheit
  • Stimmungsschwankungen
  • Gefühl mangelnder Anerkennung und Wertschätzung
  • Hilflosigkeit
  • Verringerte emotionale Belastbarkeit
  • Geringer werdende Freundlichkeit
  • Humorlosigkeit
  • Ärger
  • Verstärkte Reizbarkeit
  • Unbestimmte Angst und Nervosität
  • Ruhelosigkeit
  • Schuldgefühle
  • Grundlose Traurigkeit
  • Neigung zum Weinen
  • Gefühl der inneren Leere
  • Selbstmitleid


Im Bereich des Denken

  • Konzentrationsstörungen
  • Ungenauigkeiten und Flüchtigkeitsfehler
  • Schwierigkeiten, komplexe Aufgaben durchzuführen
  • Gedächtnisprobleme
  • Entscheidungsschwierigkeiten
  • Tagträume
  • Fluchtphantasien
  • Negative Einstellung zur Arbeit
  • Pessimismus
  • Zynismus, Sarkasmus, Einengung des Denkens


Im Verhalten

  • Vermehrte Fehlzeiten am Arbeitsplatz
  • Abneigung gegenüber Klient*innen und Kolleg*innen
  • Rückzug aus privaten Kontakten
  • Partnerschafts- und Eheprobleme
  • Vermehrte zwischenmenschliche Konflikte
  • Vermehrter Alkohol- oder Tablettenkonsum
  • Veränderung des Essverhaltens

Wer von einem Burnout betroffen ist, braucht mehr als nur Ruhe. Natürlich ist es wichtig, sich zu regenerieren. Gleichzeitig reicht es jedoch nicht, „einfach mal nichts zu tun“. Gerade das Gefühl, überhaupt nicht mehr zu Kräften zu kommen, ausgebrannt zu sein, absolut keine Energie mehr zu haben ist typisch für eine Burnout-Situation. Deshalb spielt neben der Entspannung und dem „Abschalten“ die aktive Bewältigung eine zentrale Rolle.

In den Heiligenfeld Kliniken haben wir uns auf die Behandlung von Burnout-Folgeerkrankungen spezialisiert. Unser ganzheitliches und integratives Therapiekonzept hilft, wieder in Kontakt mit sich selbst, mit den eigenen Bedürfnissen, Zielen und Ressourcen zu kommen.

Die Gruppenpsychotherapie bildet bei uns den Schwerpunkt. In verschiedenen Konstellationen – in der Kerngruppe, den Indikations- und den kreativtherapeutischen Gruppen – haben unsere Patient*innen die Möglichkeit, ihre aktuellen Belastungen zu bearbeiten. Begleitende Einzelgespräche vertiefen den therapeutischen Prozess.

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der Klinik beträgt etwa sechs Wochen. In dieser Zeit können sich unsere Patient*innen mit ausreichendem Abstand zu häuslichen und beruflichen Verpflichtungen ganz auf ihre Genesung konzentrieren. Die Ursachen und Hintergründe der Burnout-Entwicklung werden therapeutisch bearbeitet. Letztlich geht es in der Behandlung darum, problematische Denk- und Verhaltensautomatismen zu identifizieren und stattdessen Neues auszuprobieren. Dabei spielt der Blick in die persönliche Biografie ebenso eine wichtige Rolle wie die Frage nach den eigenen Wünschen und Prioritäten für die Zukunft.

Resilienz – ursprünglich ein Begriff aus der Werkstoffkunde – bezeichnet die Fähigkeit eines Materials, nach einer Krafteinwirkung und Verformung von außen wieder in seine bisherige Form zurückzukehren. Bezogen auf den Menschen bedeutet Resilienz so viel wie Widerstandsfähigkeit, Belastungsfähigkeit oder Flexibilität. Es geht darum, Irritationen und Störungen zu ertragen, ohne dauerhaft Schaden zu nehmen. Im Falle von Lebenskrisen, Krankheiten, schweren Problemlagen oder bei Belastungen im Arbeitsleben gilt sie als Schutzfaktor. Darüber hinaus wird sie noch umfassender als die Fähigkeit definiert, widrige Lebensumstände und Belastungen nicht nur gesund zu überstehen, sondern auch gereift und mit neuen Ressourcen daraus hervorzugehen.

Mit dieser Sichtweise gewinnt die Diskussion um den Umgang mit Burnout-Entwicklungen eine neue Perspektive. Rechtzeitig erkannt und fachgerecht behandelt kann Burnout auch eine Chance bieten, die eigene Widerstandsfähigkeit für alle zukünftigen Belastungen zu erhöhen.

Nachfolgend finden Sie den Prospekt zur Behandlung von Burnout-Folgeerkrankungen in den Heiligenfeld Kliniken.

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