Unsere Gedanken beeinflussen direkt unser Leben. Ob wir das Glas als “halb voll” oder “halb leer” betrachten, hat direkte Auswirkung darauf, wie wir uns fühlen und wie wir handeln. Die eigenen inneren Glaubenssätze immer wieder zu hinterfragen ist deshalb besonders wichtig. Affirmationen können dabei helfen negative Glaubenssätze aufzulösen. Was aber sind Affirmationen oder Glaubenssätze überhaupt und wie können sie eine Therapie unterstützen? In diesem Artikel wollen wir einen genaueren Blick auf diese Fragen werfen.
Was sind Affirmationen?
Affirmationen stellen positive Selbstaussagen oder Sätze dar, die bewusst wiederholt werden, um sie zu verinnerlichen. Das Ziel dabei ist, negative Gedanken aufzulösen, den eigenen Selbstwert zu erkennen, Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten aufzubauen und eigene Fehler nicht als etwas Schlechtes, sondern als etwas Positives und Gegebenes anzusehen. Das Gehirn lässt sich durch sie sozusagen “umprogrammieren”, um eine neue Perspektive auf sich selbst und die eigene Umgebung einzunehmen. Man spricht dabei auch von sogenannten positiven Affirmationen. Beispiele hierfür sind:
- Ich bin gut, so wie ich bin.
- Ich bin dankbar für jede Erfahrung in meinem Leben.
- Ich kann mir und anderen verzeihen.
- Ich darf schlechte Tage und Misserfolge haben.
- Ich bin schön, so wie ich bin.
- Ich finde immer einen Weg, die Dinge zu lösen.
- Meine Erkrankung definiert mich nicht.
Wie diese Beispiele zeigen, lassen sich Affirmationen für die unterschiedlichsten Zwecke anwenden. Selbstliebe, Achtsamkeit, Dankbarkeit, Gesundheit aber auch Motivation und mehr können thematisiert werden.
Wann wirken Affirmationen?
Ähnlich wie andere Ansätze funktionieren Affirmationen nur, wenn ein Wille zur Veränderung besteht. Die positiven Aussagen stoßen nur dann auf fruchtbaren Boden, können ansetzen und gedeihen. Besteht grundsätzlich keine Bereitschaft dafür, wirken Affirmationen nicht.
Gleiches gilt für Affirmationen, die für den Sprecher selbst als vollkommen unglaubwürdig und realitätsfern gelten, weil sie aktuellen wahrgenommenen Persönlichkeitseigenschaften widersprechen. Ein einfaches Beispiel hierfür wäre, wenn eine offensichtlich kranke Person aussagt: “Ich bin gesund und fit”. Die richtige Formulierung einer Affirmation zu finden kann deshalb entscheidend sein.
Was ist der Unterschied zwischen einer Affirmation und einem Glaubenssatz?
Ein Glaubenssatz ist eine innere Überzeugung oder Annahme, die über einen langen Zeitraum besteht und stark verankert ist. Oftmals sind dies Sätze aus der Kindheit oder übernommene Traditionen, die das eigene Handeln bestimmen, jedoch nicht freiwählbar waren. Diese Sätze haben große Auswirkungen auf unser Verhalten und bestimmen sehr oft die Richtungen von Entscheidungen. Meist ist man sich der Herkunft der Sätze gar nicht bewusst. Deshalb spricht man auch oft von negativen Glaubenssätzen. Ausdrücke wie “Stell dich nicht so an!”, “Sei nicht so empfindlich!” oder “Nur, wenn du brav bist, bekommst du Liebe!” sind beispielsweise negative Glaubenssätze.
Wie beschrieben können Affirmationen dagegen als positive Aussagen verstanden werden. Wird die die damit verbundene stärkende Botschaft wiederholt, entweder in Stille oder in ausgesprochener Form , kann dadurch eine positive Haltung zum Leben und zum inneren Gleichgewicht gefunden werden.
Wie arbeiten die Heiligenfeld Kliniken mit Glaubenssätzen und Affirmationen?
In Gesprächen oder verschiedenen kreativtherapeutischen Übungen werden die verwendeten negativen Glaubenssätze herausgearbeitet und bewusst gemacht. Dies ist wichtig, um eigene Handlungsweisen verstehen zu lernen. Dabei ist es jedoch immer von Bedeutung wertfrei diese Erkenntnis zu betrachten und sich nicht für die Verwendung zu verurteilen. Als nächstes wird dann versucht eine konstruktive Gegenposition einzunehmen, sie zunächst zu beschreiben und im Weiteren diese dann mit einem Satz auszudrücken. Dieser positive Satz stellt dann die Affirmation dar.
Um dadurch eine Veränderung im Handeln erreichen zu können, braucht es dann wiederum eine Übungsphase. Denn die oft über viele Jahre und Jahrzehnte verankerten Sätze lassen sich nicht ohne Weiteres „überschreiben“ und verändern, sondern können erst nach einer Phase des Wiederholens, des Übens, als neuer Anker gesetzt werden.
Was bringt die Arbeit mit Affirmationen und Glaubenssätzen z. B. bei Menschen mit Depressionen oder Angst?
Die Arbeit mit Affirmationen bietet die Möglichkeit aus als belastend empfundenen Situationen wieder in eine Handlungsfähigkeit zu kommen. Konnten positive Glaubenssätze gefestigt werden, können diese bei einer nahenden depressiven Phase oder aufkommenden Angstgefühlen abgerufen werden. Hierdurch entsteht die Möglichkeit, Situationen besser einschätzen und sich selbst stabilisieren zu können.
Ein Ziel kann sein, Ängste früher zu erkennen, sich ihnen stellen zu können und zu beruhigen, dadurch wieder Sicherheit zu erlangen, um dann weitere Schritte im Umgang damit zu finden und wieder handlungsfähig zu werden.
Übung zu Affirmationen
Beispielhafte Ausgangssituation:
Es fällt einer Person schwer sich auf veränderte Situationen einzustellen und ist dadurch häufig frustriert.
Neg. Glaubenssatz:
Ein möglicher innerer negativer Glaubenssatz könnte sein: „Ich kann neue Herausforderungen im Job nicht bewältigen.“
Pos. Affirmationen:
Z. B. „Heute freue ich mich etwas Neues zu lernen.“, „Heute mache ich eine Sache anders als üblich.“ „Heute nehme ich einen anderen Weg.“
Übungsphase:
Ich spreche diesen Satz täglich und setze ihn auch um. Dauer: Bis sich so etwas wie ein Automatismus etabliert hat.
Hinweis: Suchen Sie sich Dinge aus, die nichts mit ihrem Job zu tun haben, das fällt oft leichter, in der Übungsphase.
Einsatzsituation:
Es wird z. B. eine neue Arbeitsplatzsoftware eingefügt. Druck baut sich langsam auf. Ich spreche zum Beispiel den Satz: „Heute freue ich mich etwas Neues zu lernen.“ Die Erinnerung setzt ein, was schon alles neues gelernt wurde in der Übungsphase. Damit ist es möglich den Druck auf einem aushaltbaren Niveau zu halten und handlungsfähig zu bleiben.
Zuletzt aktualisiert am 17.01.2024
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Autor: Dietmar Kalina
Dietmar Kalina ist seit 2013 für die Heiligenfeld Kliniken tätig. Als systemischer Paar- und Familientherapeut schätzt er besonders das ganzheitliche Behandlungskonzept, das viele verschiedene kreativtherapeutische Ansätze integriert. Als Kreativtherapeut leitet er die Kreativtherapie in der Rosengarten Klinik Heiligenfeld in Bad Kissingen.