“Wie schaffst du es, dass du immer alles positiv siehst?” “Du unverbesserliche*r Optimist*in” Das sind nur zwei der Sätze, die positiv eingestellte Menschen häufig zu hören bekommen. Gerade in der letzten Zeit bekommen die Begriffe Optimismus und Zuversicht eine neue Bedeutung. Wie gelangen wir gut durch die turbulenten Zeiten? Aus diesem Grund habe ich mich einmal mit den beiden Begriffen näher beschäftigt.
Die beiden Begrifflichkeiten Optimismus und Zuversicht, die oft synonym gebraucht werden, müssen dabei voneinander abgegrenzt werden. Ich zitiere den Wissenschaftsjournalisten Ulrich Schnabel: Er sagt, dass sich Optimismus zu sehr auf den Ausgang einer Situation oder Lage fixiere. Jemand redet sich bspw. ein, von einer schweren Krankheit geheilt und wieder ganz gesund zu werden; man müsse eben nur genug davon überzeugt sein. Wenn es jedoch nicht positiv ausgehe und man zu sehr auf einen guten Ausgang gesetzt habe, würde die Enttäuschung umso bitterer sein und unter Umständen könne dies zu Niedergeschlagenheit und Depression führen.
Zuversicht hingegen habe etwas mit innerer Stärke und den Möglichkeiten von Alternativen zu tun. Sollten sich die Dinge nicht so entwickeln, wie wir dachten, hätten wir dennoch Spielräume, um mit der Situation umzugehen.
Laut Schnabel geht „Zuversicht“ über „Optimismus“ hinaus: Zuversichtliche Menschen sehen Probleme und Schwierigkeiten deutlich, Optimisten hingegen blenden diese aus. Zuversicht erlaubt, Schicksalsschläge anzunehmen und mit ihnen umzugehen. Schnabel ist der Ansicht, dass sich Zuversicht aus der Überzeugung speist, dass die Dinge, die wir tun, einen Wert haben. Hierzu nimmt er in seinem Buch beispielhaft Bezug auf zwei beeindruckende Menschen, Nelson Mandela und Viktor Frankl, die durch ihre ungebrochene Überzeugung, dass das wofür sie einstanden, sinnvoll und lohnenswert war, und das sei von existenzieller Wichtigkeit.
Ein schönes Zitat von Vaclav Havel: „Es geht nicht um die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern um die Gewissheit, dass etwas sinnvoll ist, egal wie es ausgeht. Das sei das Geheimnis von Zuversicht.“
Forschungen zur Zuversicht
Jüngste Forschungen haben sich mit dieser Thematik beschäftigt und sind zu folgenden Ergebnissen gekommen: Dabei stellen sich Fragen, wie: Ist es uns in die Wiege gelegt, zuversichtlich zu sein? Prägen uns die ersten Lebensjahre, unsere Bezugspersonen? Sind es unsere Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens machen? Oder reagieren wir vielleicht sogar unterschiedlich zuversichtlich auf unterschiedliche Lebensbereiche?
Forscher haben herausgefunden, das Zuversicht genetisch angelegt ist und auch eine gewisse Stabilität aufweist, was aber keineswegs heißen soll, dass das nicht veränderbar wäre. Demnach besteht Hoffnung, dass auch weniger zuversichtliche Menschen durch positive Erfahrungen im Laufe ihres Lebens mehr Zuversicht erlangen können. Wenn wir Bezugspersonen haben, die schwierigen Lebenslagen zuversichtlich begegnen, und wir das nicht nur hören, sondern auch beobachten und miterleben, dann überträgt sich das auch auf uns. Das müssen nicht unbedingt Eltern oder Großeltern sein, das können auch nahe Verwandte, Freunde, Kollegen oder Lehrer unserer Schulen sein.
Experten sind sich ebenfalls einig darüber, dass zuversichtliche Menschen auch gesünder sind und ein geringeres Risiko aufweisen, psychisch zu erkranken. Zuversicht schützt vor Angst und lässt Stressoren weniger an uns ran.
Manche behaupten sogar, dass die „Zuversichtler*innen“, so nenne ich sie jetzt mal, attraktiver auf andere wirken. Das wundert mich nicht, denn wer möchte nicht gerne mit jemandem zusammen sein, der eine positive Ausstrahlung hat und uns mit nach oben zieht, wenn es uns nach unten zieht.
2 Antworten
Guten Abend,
mich hat vor allem der Artikel über Optimismus und Zuversicht interessiert und auch überzeugt. Denn nun verstehe ich die Unterschiede besser.
Mein 85-jähriger Bruder (ich bin 75) wünscht immer am Ende einer Mail: Bleibt zuversichtlich. Und er hat selbst einige Schicksalschläge immer wieder in seinem Leben zu verarbeiten. Er ist nicht religiös, sondern naturwissenschaftlich orientiert. Das imponiert mir, obwohl ich verschiedene Seiten sehe: religiöse Bindungen und Verantwortung für unsere Zukunft. Faszination durch die Forschung. Gesundung durch Kreativität.
Mit freundlichen Grüßen
Brigitte Gutmann
Liebe Frau Gutmann,
herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Die Zuversicht scheint die große Kunst zu sein. Denn negative Folgen im Kopf, aber nicht im Herzen zu haben, gestaltet sich häufig als gar nicht so einfach, wie ich finde.
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie zuversichtlich sind und bleiben und sende herzliche Grüße aus den Heiligenfeld Kliniken
Kathrin Schmitt