Mobbing – ein grausames Spiel

Es gibt wohl kaum jemanden, der das Wort “Mobbing” noch nicht gehört hat. Seit Jahren geistert der Begriff durch die Medien: Talkrunden, Sonderausgaben und unzählige Ratgeber-Bände wurden dem Thema schon gewidmet. Wir alle wissen, wofür es steht: Scherze auf Kosten anderer, das Schneiden, Schikanieren und Intrigieren gegen einen Menschen, der irgendwie den Zorn oder Neid von anderen auf sich gezogen hat. Doch Mobbing ist mehr als nur ein gemeiner Scherz: Mobbing macht Menschen krank.

Ein nicht enden wollender Teufelskreis

Mobbing ist keine einmalige Sache. Mobbing passiert immer wieder. Das wiederholte und regelmäßige Quälen eines Menschen macht aus der gemeinen Attacke auf das Selbstwertgefühl erst das grausame Phänomen. Mobbing meint nicht eine einzelne spitze Bemerkung oder ein böses Wort im Streit. Mobbing ist immer vorsätzlich. Hinter den Attacken, die anfangs vielleicht noch harmlos und willkürlich erscheinen, steckt ein perfider Plan, der das Opfer langsam aber sicher zermürben soll. Der Täter ist erst zufrieden, wenn er sieht, dass der Andere unter seinen Taten leidet.

Mobbing hat viele Gesichter

Mobbing begegnet uns überall, in allen Gesellschaftsschichten und in allen Altersgruppen. Mobbing passiert in der Familie, in der Nachbarschaft, in der Schule, am Arbeitsplatz und sogar im virtuellen Raum. Der Begriff “Mobbing” leitet sich vom englischen Verb “to mob” ab, was so viel wie “belästigen” oder “anpöbeln” heißt. Wenn man betrachtet, wie Mobbing in der Realität aussieht, scheint diese Umschreibung beinahe verharmlosend. Das wahre Gesicht von Mobbing zeigt sich in Form von Demütigung, Verleumdung, Schikane, ständiger Kritik, Gewaltandrohung und sozialer Isolation. Kurz: Es macht die Lebenssituation der Betroffenen nach und nach unerträglich.

“Mobbing” oder “Bullying”?

Ein anderer Begriff, der im Zusammenhang mit Mobbing existiert, lautet “Bullying”. Er kommt vom englischen Verb “to bully”, was sich mit “drangsalieren”, “tyrannisieren” oder “quälen” übersetzen lässt. Diese deutlich drastischere Bezeichnung verwendet man im englischsprachigen Raum anstelle des bei uns geläufigen “Mobbing”. Doch auch im Deutschen findet der Begriff Verwendung, insbesondere dann, wenn es um Mobbing unter Kindern oder Schülern geht. Der Mobber oder Täter wird dann auch häufig als “Bully” bezeichnet. Wenn es um Mobbing unter Erwachsenen, speziell durch einen Vorgesetzten am Arbeitsplatz, geht, spricht man hingegen von Bossing.

Ab wann ist es Mobbing?

In älteren wissenschaftlichen Veröffentlichungen wird Mobbing erst dann als solches bezeichnet, wenn die Attacken sechs Monate oder länger andauern. Heute ist man sich in Fachkreisen aber einig: Mobbing lässt sich schwer an einem bestimmten Zeitraum festmachen. Jeder Täter quält auf eine andere Art, jedes Opfer erlebt sein Martyrium in einer anderen Intensität. Während manche Personen Mobbing-Attacken über Jahre hinweg ertragen, gelangen andere Gemobbte schon nach wenigen Wochen an ihre Schmerzgrenze. In jedem Fall tut man sich als Betroffener keinen Gefallen, wenn man zögert professionelle Hilfe anzufordern.

Die Folgen der Qual

Menschen, die durch Mobbing tief verletzt wurden, sind anfälliger für psychische, aber auch für körperliche Erkrankungen. Die massive Belastung zehrt nicht nur am Selbstwertgefühl, sondern löst auch großen Stress aus. Deshalb muss man die Beschwerden, die Mobbing-Opfer zeigen, immer ganzheitlich betrachten. Symptome wie Herzrasen, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Übelkeit oder Bluthochdruck können ebenso ihren Ursprung in Mobbing-Erlebnissen haben wie ein Burnout oder eine schwere Depression. Mobbing ist eine Qual für Körper und Geist.

Aus dem Leiden ausbrechen

Ein Therapeut kann ganz individuell auf die Erfahrungen und Bedürfnisse eines Mobbing-Opfers eingehen. Das Schockierende daran: Oft bringt die Erkundung des Erlebten erst das tatsächliche Ausmaß des Mobbings zu Tage. Die Sicht der Mobbing-Opfer auf die Anfänge der Schikane ist zum Teil verklärt, manche Attacken werden von den Gemobbten verdrängt oder – insbesondere wenn sie vom Mobber sehr subtil ausgeführt wurden – gar nicht erst als solche erkannt. Das Leid nicht still zu ertragen, sondern mit einem Profi darüber zu sprechen, ist also auch deswegen ein wichtiger Schritt, um sich ehrlich mit dem, was einem widerfahren ist, auseinandersetzen zu können.

Kein Sieg, aber dafür Frieden

Bei der Verarbeitung von Mobbing-Erfahrungen sollte immer das Wohlbefinden des Opfers im Mittelpunkt stehen. In vielen Fällen ist es deshalb nötig, dass man sich als Gemobbter aus der Situation, in der man mit Mobbing konfrontiert ist, befreit. Das kann das Aufgeben eines Jobs, den Wechsel an eine andere Schule oder sogar einen Umzug bedeuten. Für Betroffene kann sich das wie eine Kapitulation anfühlen, so als würde man sich dem Mobber gegenüber geschlagen geben. Doch es ist wichtig zu verstehen, dass es beim Thema Mobbing nicht um Gewinnen oder Verlieren geht. Es geht auch nicht darum jemanden zu übertrumpfen oder Rache auszuüben. Es geht um Heilung, ums “Zur-Ruhe-Kommen” und um einen Neuanfang. Mobbing-Opfer müssen erst wieder erlernen Vertrauen in sich selbst zu haben, achtsam gegenüber ihren eigenen Bedürfnissen zu sein und ihre individuellen Qualitäten zu schätzen und zu schützen.

Warum immer ich?

Manche Menschen geraten nicht nur einmal, sondern immer wieder ins Visier von Mobbern. Das wirft die Frage auf: Gibt es persönliche Eigenschaften, die manche Personen zum “gefundenen Fressen” für diese Tyrannen machen? Und warum stellen andere Menschen weniger attraktive Opfer dar? In der Mobbing-Prävention setzt man sich mit solchen Fragen auseinander, um Betroffenen dabei zu helfen dauerhaft aus der Opferrolle herauszukommen. Es ist ein mentaler Spagat, sich einerseits nicht die Schuld an dem zu geben, was einem zugestoßen ist, und gleichzeitig zu ergründen, womit man sich vielleicht unbewusst selbst zur Zielscheibe gemacht hat. Studien zeigen zum Beispiel, dass Mobbing-Betroffene andere Stressbewältigungsstrategien als Nicht-Betroffene haben. Sie bedienen sich häufiger sogenannter “Negativ-Strategien”: Flucht, sozialer Rückzug, Grübelei, Selbstmitleid oder Selbstbeschuldigung. Mobber nehmen diese Tendenz in ihren Opfern wahr und erkennen instinktiv bei welchen Menschen sie den größten Leidensdruck erzeugen können.

Nicht mit mir!

Angemessene Stressbewältigungsstrategien zu kennen ist deshalb die nachhaltigste Art, um sich gegen Mobber zur Wehr zu setzen. Eine gezielte Therapie kann Betroffenen die Kontrolle über ihr eigenes Fühlen und Handeln zurückgeben, sie darin unterstützen sich nicht von der Belastung “auffressen” zu lassen und einen positiveren Umgang mit Stress zu erlernen.

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