Der 30-jährige Matthias Leiner (Name von der Redaktion geändert) ist seit fünf Wochen in der Parkklinik Heiligenfeld in Bad Kissingen. Ein Zusammenbruch nach vielen Monaten, in denen er fast rund um die Uhr für ein Projekt arbeitete und nebenbei noch seine Abschlussarbeit schrieb, sorgte dafür, dass er nach Hilfe suchte. “Ich lag eine Woche im Bett und habe einfach nur geweint”, erzählt Matthias Leiner. “Da war für mich klar, ich muss etwas verändern.”
In der Klinik erfährt der Berliner, dass eine posttraumatische Belastungsstörung sowie eine Depression die Hintergründe für den Zusammenbruch sind. “Ich bin immer auf der Suche nach Anerkennung. Sei es von den Eltern, Freunden oder meinem Arbeitgeber. Es muss immer alles perfekt sein. Und dafür opfere ich mich auf, gebe mein letztes Hemd”, beschreibt Leiner seine Gefühlswelt. Doch das fällt ihm sichtlich schwer. Er ist aufgeregt, schwitzt, bekommt Panik. “So reagiere ich fast immer. Ich kann es noch nicht wirklich kontrollieren. Hier habe ich erfahren, dass das Panikschübe sind. Die Angst kommt einfach so, obwohl ich weiß, ich brauche keine zu haben. Aber es wird besser.”
Matthias Leiner stellt sich und seine Leistungen gerne in den Schatten. “Ich versuche immer durch lieb und brav sein die Anerkennung zu erhalten, die ich brauche.” Der Zweck ist immer wichtiger als er selbst. Hauptsache, es funktioniert alles. Doch als er an einer Aufgabe scheitert, bricht alles aus ihm heraus. “Seit kurzem weiß ich, dass ich Schwierigkeiten dabei habe, eine Zugang zu meine Gefühlen zu bekommen. Ich bin ein Kopfmensch, Gefühle gab es lange nicht”, so Leiner weiter.
Meditation als “Gedanken-Beruhiger”
In der Parkklinik Heiligenfeld gelang es ihm durch die Meditation das erste Mal seit langem, zu sich selbst zu kommen. In den Heiligenfeld Kliniken spielt Achtsamkeit seit der Gründung vor 26 Jahren eine tragende Rolle in der Therapie von psychosomatischen Erkrankungen. Die zwei Mal wöchentlich stattfindende Gruppe “Achtsamkeitstraining” gibt Matthias Leiner besonders viel Rückhalt. “Durch die Meditation komme ich mit mir selbst in Kontakt. Ich kann im Hier und Jetzt sein und mich fragen, was geht in mir vor, was empfinde ich. Von Natur aus bin ich ein eher unruhiger Mensch mit vielen Gedanken. Während ich meditiere, kann ich sie sortieren und einfach ziehen lassen”, berichtet Leiner. Der schönste Moment während der Meditation ist für ihn aber nicht das “wegdriften”, wie er es nennt, sondern das “Aufwachen”. “In diesem Moment bin ich mir selbst so gewahr, wie fast nie. Das möchte ich weiter üben”. Matthias Leiner übt mittlerweile fast jeden Tag. “Und wenn es nur drei Minuten am Morgen sind, starte ich gleich gesammelter in den Tag.” Doch auch in der Meditation brechen alte Muster manchmal wieder auf. Leiner beschreibt, dass er das erste Mal während einer Meditation Selbstmitgefühl für sich gespürt hat. “Dieser Moment war für mich so ergreifend und schön, dass ich weinen musste. Gleichzeitig hatte ich aber auch wieder Angst, dass ich es nicht mehr schaffe, dieses Gefühl zu spüren. Der Leistungsgedanke war wieder da.” Leistung hat in der Achtsamkeit allerdings keinen Platz. “Aber das kann ich ja noch lernen”, schmunzelt er.
Weitere Angebote im Achtsamkeitstraining
In der Gruppe “Achtsamkeitstraining” üben die Patienten in der Parkklinik Heiligenfeld weitere Formen der Meditation und der Achtsamkeit. Atemübungen, Gehmeditationen, Body Scan und die Selbstmitgefühlspause sind nur einige Beispiele. “Für mich habe ich festgestellt, dass ich, wenn ich innerlich sehr unruhig bin, eine Meditationsform mit Bewegung bevorzuge wie die Gehmeditation oder eine Tanzmeditation. Bin ich innerlich eher ruhig, dann helfen mir die ruhigeren, sitzenden Varianten das zu festigen. Schön finde ich, dass ich hier die Möglichkeit habe, alles einmal auszuprobieren. Ich bin zwar noch mitten im Therapieprozess, aber hoffnungsvoll, dass ich auf einem guten Weg zu mir und meinen Gefühlen bin.”