Hochsensibilität: Ein Thema, das häufig missverstanden und unterschätzt wird. Denn es handelt sich nicht um eine klinische Diagnose, sondern um ein Persönlichkeitsmerkmal, das für viele eine Chance und gleichzeitig eine Herausforderung sein kann. Gibt es trotzdem körperliche Symptome, die eindeutig auf Hochsensibilität hinweisen können?
In den Heiligenfeld Kliniken können hochsensible Menschen, die eine psychosomatische Erkrankung entwickelt haben, in der Heiligenfeld Klinik Uffenheim für gesetzlich versicherte Patienten, oder in der Parkklinik Heiligenfeld für privatversicherte Patienten und Selbstzahler aufgenommen werden.
Welche Symptome deuten auf Hochsensibilität hin?
Da Hochsensibilität nach ICD-10 bzw. ICD 11 keine klinische Diagnose ist, ist der Begriff “Symptome” nicht ganz zutreffend. Stattdessen spricht man von charakteristischen Merkmalen oder Verhaltensweisen. Diese Unterscheidung ist sehr wichtig, da viele hochsensible Menschen denken, sie seien nicht richtig oder krank. Elaine Aron hat in den 90er Jahren das erste Mal über dieses Persönlichkeitsmerkmal geforscht und ist zu dem Entschluss gekommen, dass Hochsensibilität angeboren ist. Laut ihrer Ergebnisse sind 15 bis 20 % der Menschen in irgendeiner Ausprägung hochsensibel. In der aktuellen Forschung werden auch Zusammenhänge von Trauma und Hochsensibilität diskutiert.
Hochsensible Menschen erleben eine verstärkte Wahrnehmung der Sinne wie Sehen, Hören, Riechen und Fühlen, die manchmal zu Überreizung führen kann. Hierbei wird auch häufig von Sensitivität gesprochen, wenn es sich um die Sinneswahrnehmungen handelt. Geht es um Gefühle und das innere Erleben wird eher der Begriff Sensibilität verwendet.
Welche körperlichen Symptome deuten auf Hochsensibilität hin?
Körperlich kann sich Hochsensibilität bei Überreizung oder Überlastung durch verschiedene Symptome äußern wie:
- Allergien
- Hautirritationen
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- andere Überempfindlichkeiten
- starke körperliche Reaktion wie Gefühle der Angst und Überforderung in bestimmten Situationen
Stressbedingte körperliche Reaktionen bzw. Symptome können sein:
- Migräne
- Magen-Darm-Probleme
- Hautkrankheiten
Deuten bestimmte Charaktereigenschaften auf Hochsensibilität hin?
Bestimmte Charaktereigenschaften können auf Hochsensibilität hinweisen. Hochsensibilität bezieht sich auf eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen und eine tiefergehende Verarbeitung von Sinneseindrücken. Einige der Merkmale, die auf Hochsensibilität hindeuten können, sind:
Tiefgründigkeit: Hochsensible Menschen neigen dazu, Situationen und Emotionen tiefer zu analysieren und zu reflektieren.
Empathie: Sie können sich stark in die Gefühle anderer einfühlen und empfindsam auf deren Stimmungen und Bedürfnisse reagieren.
Intensität der Gefühle: Hochsensible Personen erleben ihre Emotionen oft intensiver und können stark auf Stimuli reagieren, die andere möglicherweise nicht als belastend empfinden.
Empfindlichkeit gegenüber Sinneseindrücken: Sie können überempfindlich gegenüber Lärm, Gerüchen, Licht oder anderen Reizen sein.
Kreativität: Viele hochsensible Menschen sind kreativ und haben eine tiefe Verbindung zur Kunst, Musik oder anderen Ausdrucksformen.
Tendenz zur Überstimulation: Sie können sich leicht überfordert fühlen, wenn sie einer Vielzahl von Reizen ausgesetzt sind, und benötigen daher häufiger Ruhepausen, um sich zu regenerieren.
Wahrnehmung von Feinheiten: Hochsensible Personen bemerken oft subtile Nuancen in ihrer Umgebung, wie feine Details oder nonverbale Signale.
Es ist wichtig anzumerken, dass nicht jede dieser Eigenschaften allein auf Hochsensibilität hinweist, und dass Hochsensibilität verschiedene Grade und Ausprägungen hat.
Viele hochsensible Personen sind introvertiert, es gibt jedoch auch extrovertierte Hochsensible. Persönliche Erfahrungen, insbesondere in der Kindheit, können die Entwicklung der Persönlichkeit und das Selbstwertgefühl beeinflussen.
Selbsttest Hochsensibilität
Unser Online-Selbsttest kann Ihnen eine erste Einschätzung darüber liefern, ob Sie selbst oder Angehörige das Persönlichkeitsmerkmal "Hochsensibilität" aufweisen.Gibt es Unterschiede in der Hochsensibilität von Männern und Frauen?
Frauen und Männer sind zu gleichen Teilen hochsensibel, wenn man die Theorie von Eliane Aron betrachtet.
Dennoch zeigen sich Unterschiede in der Sichtbarkeit und Akzeptanz von Hochsensibilität zwischen Männern und Frauen, die eng mit gesellschaftlichen Rollen und Erwartungen verbunden sind.
Wenn wir davon ausgehen, dass Hochsensibilität wahrscheinlich auch gesellschaftlich und biografisch beeinflusst ist, können wir erkennen, dass Frauen im Durchschnitt in unserer Gesellschaft stärker mit Hochsensibilität assoziiert sind. Dies liegt zum Teil daran, dass traditionelle Rollenmodelle Frauen ermutigt haben, sensibler zu sein, während Männer oft mit Begriffen wie “Weichei” oder “Ein Indianer kennt keinen Schmerz” konfrontiert wurden, wenn sie ihre Empfindsamkeit zeigten.
Diese geschlechtsspezifischen Erwartungen und Normen prägen die Wahrnehmung von Hochsensibilität und beeinflussen, wie Männer und Frauen mit ihren eigenen Gefühlen umgehen. Historisch gesehen wurden Frauen ermutigt, emotionaler zu sein, während Männer oft dazu erzogen wurden, ihre Emotionen zu unterdrücken oder zu verbergen.
In der heutigen Zeit ändern sich jedoch diese Geschlechterrollen langsam. Frauen werden zunehmend dazu ermutigt, auch “hart” zu sein, während Männer wiederum mehr Raum erhalten, ihre Sensibilität und Verletzlichkeit auszudrücken. Dennoch bleibt Hochsensibilität bei Männern oft ein Tabuthema, und viele Männer fühlen sich möglicherweise nicht wohl dabei, ihre Empfindsamkeit offen zu zeigen.
“In unseren Gruppen und Therapiesitzungen für Hochsensible sind Frauen häufiger vertreten als Männer, obwohl die Prävalenz von Hochsensibilität statistisch gesehen bei beiden Geschlechtern gleich ist. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass Männer immer noch den Druck verspüren, alleine zurechtzukommen, und dass die Akzeptanz von Hochsensibilität bei Männern noch nicht in dem Maße vorhanden ist wie bei Frauen”, sagt Kerstin Hamme-Hategekimana, Psychologin in der Parkklinik Heiligenfeld.
Insgesamt zeigt sich, dass die Wahrnehmung von Hochsensibilität stark von gesellschaftlichen Einflüssen und Geschlechterrollen geprägt ist. Während sich diese Rollen langsam ändern, bleibt es wichtig, Sensibilität und Verletzlichkeit bei allen Geschlechtern als normale und akzeptable menschliche Eigenschaften anzuerkennen und zu fördern.
Behandlung in den Heiligenfeld Kliniken
In unserer Parkklinik Heiligenfeld in Bad Kissingen bieten wir hochsensiblen Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen ein spezielles Behandlungskonzept. In unseren Kliniken in Uffenheim und Berlin können Menschen mit Hochsensibilität an einem spezifischen Gruppenangebot teilnehmen.
Inhalt
“Wir sollten lernen, die Hochsensibilität zu kultivieren. Das bedeutet, sie als Schatz wahrzunehmen, sie zu pflegen und auf unsere Grenzen zu achten. Denn sonst sind wir wie ein Schwamm, der alles aufsaugt.”
Kerstin Hamme-Hategekimana, Psychologin und Kreativtherapeutin in der Parkklinik Heiligenfeld
Behandlungskonzept Hochsensibilität
Interview mit einer hochsensiblen Patientin
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Fachlich geprüft durch Kerstin Hamme-Hategekimana
Kerstin Hamme - Hategekimana ist Psychologin und Kreativtherapeutin in der Parkklinik Heiligenfeld.
7 Antworten
Danke für diesen Artikel! Es ist so wichtig darüber aufzuklären.
Ein wirklich toller Artikel. Sehr wichtiges Thema
Danke für den Beitrag! Da ich auch Hochsensibel bin fand ich den Beitrag sehr hilfreich.
Danke für den informativen Artikel. Ich erkenne mich sehr stark darin wieder und mir war gar nicht klar, dass es so ein umfangreiches Unterstützungsangebot für hochsensible Personen wie mich gibt.
Sehr wertvoller Artikel-DANKE!
Ein Toller Artikel, sehr wertvoll. Vielen Dank dafür 🙂
Toller Artikel und toller Blog – ich habe selbst sehr lange studiert bis zur Promotion. Trotz meiner hochsensiblen Phasen habe ich es geschafft – man braucht bei allem mehr Zeit für sich. Danke für den schönen Beitrag.