Vergangene traumatische Erlebnisse hinterlassen oft tiefe Spuren in der Psyche eines Menschen. Besonders Traumata, die in der Kindheit oder Jugend erlebt wurden, können das gesamte Leben beeinflussen. Forschungsergebnisse zeigen, dass frühe Traumata das Risiko für psychische Erkrankungen wie Burnout, Hochsensibilität oder posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) erhöhen können (vgl. van der Kolk, B. A., 2014: The Body Keeps the Score: Brain, Mind, and Body in the Healing of Trauma). Doch wie genau hängen Kindheitstraumata mit psychischen Belastungen im Erwachsenenalter zusammen? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Auswirkungen und Wege zur Heilung.
Was versteht man unter einem Trauma?
Ein Trauma ist eine seelische Verletzung, die durch ein belastendes Ereignis oder eine anhaltend schwierige Situation hervorgerufen wird. Traumata können unterschiedliche Formen annehmen und werden nach ihrer Häufigkeit und ihrem Auslöser unterschieden.
Typen von Traumata
Trauma-Typ 1: Ein einmaliges, plötzlich auftretendes, stark belastendes Ereignis wie ein Unfall, Naturkatastrophe, Überfall oder Terroranschlag.
Trauma-Typ 2: Langfristige, wiederholte Belastungen wie Vernachlässigung oder Misshandlung.
Trauma-Typ 3: „Gehirnwäsche“-Traumata, bei denen Menschen über längere Zeit hinweg Manipulation oder Kontrolle ausgesetzt sind.
Kleine T-Traumen: In der Psychologie spricht man auch von sogenannten kleinen T-Traumen. Dabei handelt es sich um chronische Stressfaktoren, die die psychische Gesundheit schädigen. Beispiele dafür wiederkehrende Kritik, Mobbing, etc. Wiederholte, scheinbar „kleine“ Verletzungen wie das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, zu viel Verantwortung übernehmen zu müssen oder sich oft alleine gefühlt zu haben gehört ebenfalls dazu. Auch frühkindliche Erlebnisse wie eine Trennung von den Eltern (z. B. durch Krankenhausaufenthalte) können hier eine Rolle spielen.
Arten von Trauma-Auslösern
Akzidentelle Traumata: Entstehen durch unvorhersehbare Ereignisse wie Unfälle oder Naturkatastrophen.
Interpersonelle Traumata: Werden durch andere Menschen verursacht, z. B. durch Missbrauch, Gewalt oder emotionale Vernachlässigung.
Kindheitstraumata fallen meist in die Kategorie der interpersonellen Traumata, da sie häufig durch Bezugspersonen ausgelöst werden.
Posttraumatische Belastungsstörung
Auslöser von Traumata in der Kindheit und Jugend
Traumatische Erlebnisse in jungen Jahren haben oft besonders weitreichende Folgen, da sich das Nervensystem und die Persönlichkeit noch in der Entwicklung befinden. Unterschieden wird zwischen:
Entwicklungstrauma
Ein Entwicklungstrauma entsteht durch langfristige emotionale oder physische Vernachlässigung, unzuverlässige Bezugspersonen oder ständige Unsicherheit. Kinder, die solchen Belastungen ausgesetzt sind, entwickeln häufig Bindungsprobleme oder Ängste, die sich bis ins Erwachsenenalter auswirken können.
Kindheitstrauma
Hierunter fallen tiefgreifende Erlebnisse wie körperliche oder emotionale Misshandlung, Missbrauch oder der plötzliche Verlust eines Elternteils. Solche Ereignisse hinterlassen oft tiefe Spuren und können unbehandelt zu erheblichen psychischen Belastungen führen.
Jugendtrauma
Auch in der Pubertät können traumatische Erlebnisse nachhaltige Auswirkungen haben. Erfahrungen wie schweres Mobbing oder Gewalt in der Familie prägen das Selbstbild und können langfristig das Vertrauen in sich selbst und andere beeinträchtigen.
Reaktionen im Kindes- und Jugendalter auf Traumata
Kinder reagieren auf Traumata oft anders als Erwachsene. Häufige Anpassungsreaktionen sind:
Verdrängung: Das Kind „vergisst“ das Trauma, um sich zu schützen.
Amnesie: Erinnerungen an belastende Ereignisse werden ins Unterbewusstsein verdrängt.
Abwehrreaktionen: Wutausbrüche, Verhaltensauffälligkeiten oder psychosomatische Beschwerden.
Unverarbeitete Traumata können langfristige Folgen haben und psychische Belastungen im Erwachsenenalter begünstigen. Für Kinder und Jugendliche bietet unsere Familienklinik in Bad Wörishofen einen sicheren Rahmen, um erlebte Traumata zu integrieren.
Psychische Folgebelastungen im Erwachsenenalter
Erwachsene, die in der Kindheit traumatische Erlebnisse hatten, entwickeln oft psychische Beschwerden. Zu den häufigsten Folgen gehören Burnout, Hochsensibilität und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). Viele Betroffene stellen hohe Leistungsansprüche an sich selbst, um ihren Selbstwert zu stabilisieren, was langfristig zu einer Erschöpfung führen kann.
Ein weiterer Aspekt ist die Verbindung zwischen Hochsensibilität und Trauma. „Viele hochsensible Menschen berichten von traumatischen Erfahrungen in ihrer Kindheit. Ihre erhöhte Wahrnehmung kann dazu führen, dass sie Stress intensiver erleben. Allerdings sollte hier differenziert werden: Nicht jede hochsensible Person hat ein Trauma, doch traumatische Erlebnisse können die Sensibilität verstärken“, erklärt die Psychologin und Kreativtherapeutin Kerstin Hamme-Hategekimana.
Ein weiteres Symptom, das oft mit frühen Traumata in Verbindung steht, ist die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Diese kann durch bestimmte Auslöser (Trigger) wieder aktiviert werden und starke Ängste oder Flashbacks hervorrufen. Auch Selbstwertprobleme sind eine häufige Folge, da traumatisierte Menschen oft an sich zweifeln und Schwierigkeiten haben, gesunde Beziehungen aufzubauen.
Eine weitere Verbindung kann zwischen einer traumatischen Erfahrung aus der Kindheit und Burnout bestehen. Traumatische Erfahrungen hinterlassen Spuren in unserem Nervensystem. Sie beeinflussen, wie wir Stress verarbeiten, unsere Grenzen setzen und mit Belastungen umgehen. Wer in der Kindheit oder späteren Lebensphasen Traumata erlebt hat, entwickelt oft unbewusste Muster, die sich in einem Hang zur Überanpassung, Perfektionismus oder einem starken Leistungsdrang zeigen können. Diese Dynamik kann langfristig in einen Burnout führen.
Kerstin Hamme-Hategekimana, Kreativtherapeutin und Spezialistin für die Behandlung von Hochsensibilität und Traumata, erklärt: „Viele Menschen kompensieren ihre frühen Verletzungen durch Leistung. Sie definieren ihren Selbstwert über ihre Arbeit, bis ihr Körper und Geist nicht mehr können.“
„Nicht jeder Mensch mit einem Kindheitstrauma ist hochsensibel. Aber viele hochsensible Menschen berichten von einem Kindheitstrauma. Die hochsensiblen Wesenszüge können also auch als eine Art Anpassungsreaktion erworben sein.“
Kerstin Hamme-Hategekimana
Psychologin und Kreativtherapeutin
Professionelle Hilfe bei Posttraumatischen Belastungsstörungen
Die Aufarbeitung von Kindheitstraumata ist ein wichtiger Schritt zur Heilung. Betroffene sollten sich professionelle Unterstützung suchen. Die Heiligenfeld Kliniken bieten spezialisierte Therapieprogramme an, darunter:
Körperorientierte Therapie: Durch Bewegung und Atemtechniken kann gespeicherte Traumaenergie gelöst werden.
Kreativtherapie: Künstlerische Ausdrucksformen helfen, Emotionen zu verarbeiten.
Psychotherapie: Sowohl in Einzel- als auch Gruppentherapien können alte Muster erkannt und durchbrochen werden.
In den Heiligenfeld Kliniken stärken wir die Resilienz unserer Patientinnen und Patienten durch ganzheitliche Behandlungsansätze. Diese Kombination aus individuellen und kollektiven Ansätzen bietet einen nachhaltigen Weg, um Traumaerfahrungen aufzuarbeiten und estärkt in die Zukunft zu blicken.
Behandlung von Traumafolgen
Fachlich geprüft durch Kerstin Hamme-Hategekimana
Kerstin Hamme-Hategekimana ist Psychologin und Kreativtherapeutin in der Parkklinik Heiligenfeld.
Fachlich geprüft durch Kerstin Hamme-Hategekimana
Kerstin Hamme-Hategekimana ist Psychologin und Kreativtherapeutin in der Parkklinik Heiligenfeld.
Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren
Podcast: Hochsensibilität und Trauma
In dem Podcast spricht der Psychologe Rene Greiner….
Die psychische Belastung von Einsatzkräften – Traumatische Folgen für Vollzugsbeamte
Einsatzkräfte sind verschiedenen psychischen Belastungen ausgesetzt.
Auf dem Weg zu einem guten Leben – Erfahrungsbericht einer Patientin
Eine Patientin der Parkklinik Heiligenfeld berichtet über ihren Klinikaufenthalt.
Umgang mit psychisch kranken Menschen
Den richtigen Umgang mit psychisch kranken Menschen zu finden, ist für Angehörige nicht leicht. Weshalb er aber entscheidend ist, erfahren Sie hier.