Kindertherapiestätte Waldmünchen – Kindern Geborgenheit geben

Doris_Gschwendter
Doris Gschwendtner leitet die KITS in der Heiligenfeld Klinik Waldmünchen.

Die KITS – Kindertherapiestätte unserer Heiligenfeld Klinik Waldmünchen ist ein wichtiger Bestandteil der Kinder- und Jugendlichentherapie. Was die KITS so besonders macht, erklärt Doris Gschwendtner, Leiterin der KITS im Interview.

Für wen ist die Kits geeignet?
Die Zielgruppe für unser Angebot sind Familien, bei denen die Sorgen und Probleme von und mit Kindern im Vor- und Grundschulalter im Mittelpunkt stehen. Es richtet sich insbesondere an entstrukturierte Familien bis hin zu sogenannten „Multiproblemfamilien“, die Schwierigkeiten haben, ihre Kinder adäquate Entwicklungsbedingungen zu bieten. Die dabei entstandenen Problemlagen und lange andauernden Belastungen können auf Dauer zu einer Kindeswohlgefährdung führen.

Die häufigsten Symptome bei Kindern sind:

  • Angststörungen (Trennungsängste, soziale Ängste, Leistungsängste, Sprechängste)
  • Schulängste und Leistungsversagen
  • Depressionen und emotionale Störungen
  • Störungen des Sozialverhaltens
  • Essstörungen (Anorexie, Bulimie)
  • Zwänge
  • Süchte nach Süßigkeiten, Fernsehen oder Computer
  • Hyperkinetische Störung (z. B. ADHS/ADS)
  • Phobien
  • Angst vor vielen Menschen, die dazu führt, soziale Kontakte zu vermeiden
  • Aggressives oppositionelles Verhalten
  • Tic-Störungen

Welche Gründe gibt es für die beschriebenen Symptome?
Die Gründe für das Auftreten psychosomatischer Erkrankungen sind vielfältig. Neben individuellen Konstellationen begünstigen Konflikte in der Familie, Trennung der Eltern, schulischer Leistungsdruck, der Verlust von Bezugspersonen durch Krankheit oder Tod, die Überforderung Alleinerziehender und Beziehungsstörungen zwischen Eltern und Kindern das Auftreten psychosomatischer Erkrankungen. Arbeitslosigkeit der Eltern und psychische Erkrankung eines oder beider Elternteile vervielfachen das Risiko für die Kinder, selbst zu erkranken.

Welches Konzept verfolgt die KITS?
In der Kindertherapiestätte werden Kinder, die bei uns als Patient*innen aufgenommen werden in drei Altersgruppen liebevoll von therapeutischen und pädagogischen Fachkräften begleitet und in ihrer Entwicklung gefördert.
Die Patient*innen und Begleitkinder werden in ihren Gruppen mit einigen Regeln vertraut gemacht:

  • Bei Konflikten hole ich mir Hilfe.
  • Nach dem Spielen räume ich auf.
  • Spielsachen bleiben im jeweiligen Spielbereich.
  • Ich frage, wenn ich mitspielen möchte.
  • Zum Toben gehe ich mit einem Therapeuten in den Tobe-Raum.

Die Kinder nehmen an geplanten spezifischen Angeboten teil, wie Gesprächskreisen, gewaltfreier Kommunikation (Beziehungsklärungen), Kreativangeboten, Stille- und Achtsamkeits-Übungen sowie Naturerfahrungen. In der lerntherapeutischen Gruppe „Lernen lernen“ erarbeiten die Kinder gemeinsam mit ihren Therapeuten effektive Lernstrategien. Um den Anschluss an die Schule nicht zu verlieren, geschieht dies mit dem aktuellen Lernstoff der Heimatschule.

Wir verstehen die Kindertherapiestätte als eine harmonische und ganzheitliche Erweiterung des Lebensraums in der Klinik. Die Kinder sind ein wichtiger Teil unserer gelebten therapeutischen Gemeinschaft.

Welche Therapieangebote haben Sie?
Zentrale Therapiebausteine sind gemeinsame Therapieangebote von Eltern und Kindern.

In der Bindungstherapie-Gruppe können teilnehmende Eltern und Kinder in einem erlebnisorientierten emotionalen Therapiesetting Sicherheit und Geborgenheit erleben. Gleichzeitig stellen die Eltern für ihre Kinder einen heilsamen Raum zur Verfügung, in welchem die Kinder ihre Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken und von ihren Eltern darin unterstützt und beantwortet werden. Dies bildet die Grundlage für neues Vertrauen in die gegenseitige Bindung, aber auch für Vertrauensfähigkeit in nährende Bindungen zu anderen Menschen. Der gemeinsame Prozess von Eltern und ihren Kindern wird durch wöchentlich vereinbarte Eltern-Kind-Ziele unterstützt und begleitet.
Die Auswertung der Kits-Ziele findet immer zeitnah, in der täglich durchgeführten Reflexionsrunde, am Ende des Tages statt.

In der Familien-Interaktions-Gruppe können mit therapeutischer Unterstützung spielerisch Schwierigkeiten im Miteinander bearbeitet und Ressourcen weiterentwickelt und bestärkt werden. Dies wird über die „ Intra-Act“-Therapie mit Videoarbeit weiter vertieft. Im Rahmen einer wertschätzenden Elterngruppe werden eine gefilmte Interaktion gemeinsam beleuchtet und konkrete Handlungsschritte abgeleitet.

Werden auch Begleitkinder aufgenommen?
Eine weitere Besonderheit in unserem Haus ist, dass wir neben Psychotherapie für Kinder ab dem 3. Lebensjahr, auch die Behandlung deren Eltern und die Betreuung von Kleinkindern anbieten. Während der Therapiezeit der Eltern bzw. eines Elternteils, werden sie in der Kindertherapiestätte als Begleitkinder betreut. Schulpflichtige Begleitkinder besuchen als Gastschüler*innen während des Aufenthalts die alters- und bildungsentsprechende, nächstgelegene Schule in Waldmünchen.

Was ist das Besondere an der Familientherapie?
Die Sicht der systemischen Familientherapie, in der Gesundheit und Krankheit eines Menschen im Zusammenhang mit seinen relevanten Beziehungen gesehen wird, ist für mich zentral. Da der Fokus auf der Gesamtfamilie liegt, entfällt der Blick allein auf das „Problemkind“.

 

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