Hochsensibilität – Lehrer im Fokus

„Neun von zehn Lehrer*innen gehen gerne bis sehr gerne zur Arbeit!“ Das ist das Ergebnis einer im Auftrag des „Verbands Bildung und Erziehung e.V.“ (VBE) durchgeführten Forsa-Umfrage, in der bundesweit 1.001 Lehrer*innen im Jahr 2016 in einer repräsentativen Umfrage aus allgemeinbildenden Schulen befragt wurden.

84 Prozent der befragten Lehrer*innen berichteten, diesen Beruf aufgrund der damit verbundenen Verantwortung und Eigenständigkeit gewählt zu haben – die Vermittlung von Wissen an Kinder und Jugendliche ist weiterhin für nahezu alle ein Herzensanliegen, wie es scheint. Gleichzeitig sind Belastungen und wachsende Herausforderungen in der Ausübung des Lehrer*innen-Berufs nicht von der Hand zu weisen. Deutlich ist – auch nach Einschätzung der Befragten – eine große Diskrepanz zwischen den Anforderungen des Schulbetriebs und den zur Verfügung stehenden Ressourcen, Unterstützungen und Entlastungsmöglichkeiten. Es handelt sich um ein Spannungsfeld, mit der besonderen Gefahr, sich zu verausgaben, zu erschöpfen und schlimmstenfalls „auszubrennen“ – ein Risiko, welches gleichsam noch etwas höher ausfallen dürfte, wenn zusätzlich zu den „Rahmenbedingungen“ der schulischen Tätigkeit Persönlichkeitsaspekte der Lehrkräfte Berücksichtigung finden. Der Anspruch an die eigene Lehrtätigkeit, Engagement und Leistungsbereitschaft können beispielhaft genannt werden – besonders in den Blick genommen werden soll nachfolgend die „Hochsensibilität“ und damit verbundene Herausforderungen in der Berufsausübung.

Feine Wahrnehmung und ihre Auswirkungen

Hochsensible Personen zeichnen sich durch eine – im Vergleich zur Mehrheit der Bevölkerung – veränderte Wahrnehmung und Informationsverarbeitung aus: Sie nehmen Reize um sich herum umfassender wahr, erleben Sinneseindrücke intensiver, beschäftigen sich mit Fragestellungen und Problemen umfassender und lassen eine erhöhte Gewissenhaftigkeit im Handeln erkennen, oft bis hin zum Perfektionismus. Es fällt ihnen leichter, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, sie besitzen eine ausgeprägte Vorstellungskraft und Intuition und sind nicht selten aufgrund ihrer besonderen Fähigkeit zur Empathie in „helfenden Berufen“ anzutreffen. Schätzungen sprechen von etwa 15 bis 20 Prozent hochsensibler Personen in der Gesamtbevölkerung, weltweit, unabhängig von Geschlecht, Ethnie und kulturellem Hintergrund. Wichtig zu betonen ist die Tatsache, dass es sich bei der Hochsensibilität keinesfalls um etwas „Krankhaftes“ handelt! Vielmehr wird von einem angeborenen Persönlichkeits- oder Wesensmerkmal ausgegangen, das den betroffenen Personen tiefe Erfüllung und reiche Erfahrungen im Leben schenken kann – sofern die hiermit ebenfalls einhergehenden Besonderheiten und Bedürfnisse beachtet werden. Dazu zählt eine deutlich verminderte Reizschwelle, im Umkehrschluss eine raschere Sättigung bezüglich aufgenommener Informationen sowie ein Erleben von Überreizung und Überforderung im Falle einer anhaltenden Einwirkung äußerer Reize. Dabei mag es sich um Alltägliches wie Musik aus dem Radio, Straßenlärm oder Stimmengewirr handeln, ebenso auch Gerüche oder haptische Eindrücke wie die harte Sitzfläche eines Stuhls. Hochsensible reagieren empfindsamer, feiner, nehmen mehr auf, sind insgesamt „offener“. Im Schulalltag kann dies zu einer wirklichen Belastungsprobe werden: Dem hohen Anspruch und Ideal, der Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung und dem großen Bedürfnis, Wissen zu vermitteln, steht die „harte Realität“ des Schulalltags mindestens gegenüber, wenn nicht sogar manchmal entgegen. So ergab die oben erwähnte Forsa-Umfrage auch, dass es für 61 Prozent der befragten Lehrer*innen belastend ist, stark heterogene Klassen allein oder generell zu große Klassen (59 Prozent) unterrichten zu müssen – ein Umstand, der durch die Anforderungen und Bestrebungen zur Integration und Inklusion von Kindern und Jugendlichen aus geflüchteten Familien eine deutliche aktuelle Brisanz besitzt. Damit im Zusammenhang erachteten 85 Prozent der Befragten ein Team unterschiedlicher Professionen (Pädagogen, Psychologen und medizinisches Personal) als dringend erforderlich, jedoch gaben nur 59 Prozent an, diese Form der Zusammenarbeit tatsächlich zu erleben.

Gesteigertes Risiko durch erhöhte Empfindsamkeit

6.000 Lehrer*innen scheiden jährlich in Deutschland durch Frühpensionierung aus dem Dienst, die Hälfte davon aufgrund psychischer und psychosomatischer Erkrankungen. Bei Personen mit Hochsensibilität kann aufgrund ihrer erhöhten Empfindsamkeit von einem gesteigerten Risiko für Belastungs- und Überlastungsreaktionen bis hin zur Entstehung einer behandlungsbedürftigen psychischen Störung gesprochen werden. Gerade engagierte und hochmotivierte Lehrerinnen und Lehrer balancieren im beschriebenen Spannungsfeld aus Selbstanspruch und beruflicher Anforderung auf der einen und fehlender Unterstützung auf der anderen Seite. Die Politik wird hier von den befragten Lehrkräften deutlich abgestraft: Mit einer 4,0 auf der Notenskala. Bemängelt wird die Schere zwischen gestellten Anforderungen und der Verweigerung erforderlicher Ressourcen. Somit rückt die Eigenverantwortung stärker in den Fokus!

Seit vielen Jahren hat sich die Parkklinik Heiligenfeld auf die Behandlung von Lehrer*innen spezialisiert. Das ganzheitliche Konzept ist auf die Bedürfnisse von Lehrkräften abgestimmt. Auf diese Weise entdecken sie – sowohl im Privaten als auch im Beruf – wieder ihre Bedürfnisse und lernen, auch bei schwierigen äußeren Bedingungen sich selbst und ihren Anliegen gerecht zu werden. Ausführliche Informationen zum Behandlungskonzept für Lehrerinnen und Lehrer der Parkklinik Heiligenfeld finden Sie hier.

Darüber hinaus bietet speziell die Parkklinik Heiligenfeld bietet seit 1. Oktober 2016 ein erweitertes Behandlungskonzept für Hochsensibilität und assoziierte psychische Erkrankungen an. Hierdurch erfährt auch die speziell auf die Bedürfnisse von Lehrer*innen abgestimmte Therapie eine wertvolle Ergänzung und Erweiterung: Vermittelt werden Informationen zur Hochsensibilität, zu den Besonderheiten und Anforderungen sowie den Möglichkeiten eines selbstfürsorglicheren Umgangs mit diesem Persönlichkeitsmerkmal. Neben der Verbesserung der Abgrenzungsfähigkeit und des Selbstmanagements im Hinblick auf Überlastung und Überforderung liegt der Schwerpunkt vor allem auf der Förderung des Selbstwerterlebens und der Entwicklung einer Bewusstheit für das vorhandene Potenzial. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

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