Mensch und Natur sind untrennbar miteinander verbunden. Dasselbe gilt für Tier und Natur. Aus diesem Grund haben wir die Behandlung in unserem Zentrum für Tierbegleitete Therapie um das Therapiemodul „Heilraum Natur für Mensch und Tier“ erweitert. Sabine Claßen, Kreativtherapeutin und Hundetrainerin erklärt im Interview, worum es in der neuen Therapiegruppe geht.
Warum gibt es neuerdings die Gruppe „Heilraum Natur für Mensch und Tier“?
Die Natur ist für uns Menschen ein unglaublicher Schatz. In ihr finden wir Ruhe und Entspannung und können uns erden. Menschen mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen haben häufig diesen Kontakt zu sich und der Natur verloren. Ein wesentliches Anliegen der Naturtherapie besteht in den Heiligenfeld Kliniken darin, den Menschen wieder einen Zugang zum gesundheitsfördernden und heilsamen Erfahrungsraum „Natur“ – und damit auch zu sich selbst – zu erschließen. Gerade auch für Hundebesitzer*innen, die täglich mit ihrem Tier mehrmals in der Natur unterwegs sind, kann die Natur wertvolle Impulse liefern, um sich wieder mit sich und dem eigenen Prozess zu verbinden und Heilplätze, Heilräume oder Rückzugsorte zu finden.
Welche Impulse meinen Sie genau?
In der Natur können wir Orte finden, an denen wir uns besonders wohl und frei fühlen. Außerdem können uns Symbole aus der Natur, wie z. B. Steine oder Holzstücke wie ein Anker für die Zeit zuhause daran erinnern, was wir während der Therapie verinnerlicht haben. Sie holen das Erlebte wieder ins Gedächtnis und erinnern uns so z. B. daran, Grenzen zu setzen und diese auch einzuhalten oder bestimmte Gefühle wieder hervorzuholen.
Wie verbinden Sie die Naturtherapie mit dem Tier?
Tiere haben für uns Menschen eine unglaubliche Qualität, aus der man viel lernen kann. Zum Beispiel im Hier und Jetzt zu sein, oder Kraft und Geradlinigkeit zu spüren. Auch, wenn ein Tier Grenzen ignoriert oder sie bewusst zieht, können wir davon lernen. Wir können zusammen mit unserem Tier spüren, wo es sich wohlfühlt und wo nicht. Und können abgleichen, ob wir uns am selben Ort wohlfühlen oder nicht. Das ist eine ganz spannende Erfahrung, wenn man mal versucht, einen Ort zu finden, an dem sich Mensch und Tier gleichermaßen entspannen können. Hierbei können wir auch oft beobachten, dass nicht immer der erwartete schönste Platz der Beste ist. Oft sind es die Plätze, mit denen man gar nicht gerechnet hat.
Wie sieht ein solches Therapiemodul aus?
Wir treffen uns gemeinsam mit unseren Hunden an einem Sammelplatz und erarbeiten eine Aufgabe, die im Anschluss von den Patient*innen zusammen mit ihrem Tier gelöst wird. Aufgaben können z. B. sein: Finde deinen Platz in der Natur. Welche Symbole finde ich für meinen Prozess? Suche ein Symbol, das du der Natur schenkst. Dabei geht es immer auch darum, zu beobachten, wie sich das Tier verhält. Wir versuchen zu erspüren, dass man auch mit dem Vorhandenen zufrieden sein kann und nicht immer nach mehr streben muss. Gerade das macht viele Menschen in der heutigen Zeit nämlich unruhig: Die ständige Suche nach dem Mehr.
Sabine Claßen
Sabine Claßen ist Kreativtherapeutin und Hundetrainerin in den Heiligenfeld Kliniken und leitet die Gruppe "Heilraum Natur für Mensch und Tier" im Zentrum für tierbegleitete Therapie. Ihre drei Hunde Zazu, Akela und Avatar sind ihre besten Lehrmeister und Trainingspartner.
Eine Antwort
Es ist schön, wenn Mensch und Tier zusammen leben können. Oft brauchen Menschen eine Art Therapie. Therapie von Tieren geht es aber eben auch.