Empathie als Quelle des Miteinanders

Empathie. Jeder von uns meint zu wissen, was es mit dem Begriff auf sich hat, dabei beschreibt er so viel mehr als einfaches Mitgefühl zu empfinden. Grundlegend beschreibt Empathie unsere Fähigkeit, uns in andere Personen emotional, aber auch perspektivisch hineinzuversetzen. Sie hilft uns Andere zu verstehen, ihre Beweggründe, aber auch Reaktionen nachzuvollziehen und vorherzusagen. Auf diese Weise schafft sie es, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu erzeugen und zu vertiefen.

Biologisch gesehen ist Empathie ein elementarer Bestandteil für das menschliche Überleben. Auf sie baut schließlich jede existierende Gemeinschaft auf und doch unterscheidet sich jeder Mensch darin, wie weitreichend die individuelle Empathiefähigkeit ist. Forschern zufolge besitzen Frauen mehr Empathie als Männer. Hochsensiblen Menschen wird ebenfalls eine hohe Empathiefähigkeit zugeschrieben, wobei die Empathiefähigkeit insgesamt mit dem Alter zunimmt.

Interessant dabei bleibt jedoch die Frage nach der Basis unseres Empathieempfindens. Bei ihrer bedeutenden Rolle für uns Menschen als soziale Wesen, sollte man meinen, dass wir Menschen von Geburt aus mit ihr ausgestattet sind.

„Die Fähigkeit Empathie zu empfinden ist grundsätzlich angeboren“, sagt Dr. Hans-Peter Selmaier, Chefarzt der Parkklinik Heiligenfeld und stellv. Ärztlicher Direktor der Heiligenfeld Kliniken. „Aber sie ist wie ein Muskel. Trainieren wir sie nicht im Laufe unseres Lebens und unsere Bezugspersonen leben sie uns nicht vor, kann sie verkümmern“.  Was können wir also tun, wenn wir unsere eigene Empathiefähigkeit verbessern wollen?

  1. Aktives Zuhören: Versuche, aktiv zuzuhören, wenn jemand mit dir spricht. Gib deinem Gesprächspartner deine ungeteilte Aufmerksamkeit und versuche, seine Emotionen und Bedürfnisse zu verstehen. Dies kann auch dazu beitragen, das Vertrauen und die Beziehung zu anderen Menschen zu stärken.
  2. Perspektivenwechsel: Versuche, die Perspektive anderer Menschen einzunehmen, um besser zu verstehen, wie sie sich fühlen und was sie brauchen. Stelle dir vor, wie du dich fühlen würdest, wenn du in ihrer Situation wärst.
  3. Achtsamkeit: Achtsamkeitsübungen können dazu beitragen, die Empathiefähigkeit zu verbessern, indem sie dabei helfen, sich bewusster auf die Emotionen und Bedürfnisse anderer Menschen zu konzentrieren. Beobachte deine Mitmenschen und ihre Gewohnheiten zudem bewusst.
  4. Verständnis zeigen: Zeige Verständnis für deine Mitmenschen und baue Vertrauen auf. Eine vertrauensvolle Beziehung kann helfen, die Empathiefähigkeit zu verbessern, indem die andere Person sich sicherer darin fühlt, ihre Gefühle zu teilen.


Empathie durch Arbeit mit Tieren verbessern

Eine besondere Art seine Empathiefähigkeit weiterzuentwickeln, liegt im Umgang mit Tieren. Viele der oben genannten Übungen kommen hier bereits zum Tragen. „Im Beobachten von Tieren, aber auch in der Interaktion mit ihnen, lernen wir Körpersprache, Verhalten und Emotionen zu interpretieren.“ erklärt Dr. Hans-Peter Selmaier.
„Sie helfen uns unsere Gefühle und Verhaltensweisen zu kontrollieren, um sicherzustellen, dass wir sie nicht verängstigen oder verletzen.“ Eine Tierbegleitete Therapie bietet somit eine einzigartige Möglichkeit der emotionalen und empathischen Weiterentwicklung und stellt für die Patient*innen einen besonderen Wert dar, wie der ehemalige Patient der Parkklinik Heiligenfeld, Michael W. erklärt:

„Mein Hund Fellow ist das Spiegelbild meiner Seele. Ganz besonders war für mich die systemische Aufstellung mit dem Hund. Dabei wurden mir die 28 sogenannten Beschwichtigungsmerkmale, mit denen ein Hund kommuniziert, in Bildern aufgezeigt. Dadurch habe ich gelernt, mich besser in andere hineinzuversetzen.“

Nachteile hoher Empathiefähigkeit

Empathie schafft es, Missverständnisse und Konflikte zu reduzieren und stärkt unsere Bindung untereinander. Doch wie man so schön sagt: „Wo Licht ist, ist auch Schatten.“ Trotz all dieser positiven Aspekte bringt eine hohe Empathiefähigkeit auch einige Nachteile mit sich.
Da hochempathische Menschen eher dazu neigen an das Gute in den Menschen zu glauben, machen Sie sich angreifbarer für Beeinflussung und Manipulation. Zudem können sie sich schnell durch die Flut an Emotionen überwältigt fühlen und somit an ihre Belastungsgrenzen stoßen oder diese sogar überschreiten. Bei Bedarf Grenzen zu ziehen und die eigenen Emotionen immer wieder zu hinterfragen, sich selbst in seinem Handeln und seinen Motiven zu reflektieren, ist deshalb besonders für hochempathische Menschen von entscheidender Bedeutung.

Nichtsdestotrotz ist es unsere Empathiefähigkeit, die dazu beitragen kann, unsere Beziehungen zu anderen zu verbessern und unser Leben insgesamt positiver und erfüllter zu gestalten. Unabhängig davon, mit welchem Maß an Empathiefähigkeit wir geboren werden, können wir sie durch Praxis und bewusstes Training verbessern und nutzen, um ein glücklicheres und erfüllteres Leben zu führen. Sie ist es schließlich, die uns Menschen als soziales Wesen mit definiert.

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