Die Burnout-Phasen: Ein Einblick in die seelische Erschöpfung

Es gibt verschiedene Modelle, die Volkskrankheit Burnout in Phasen einzuteilen. In diesem Artikel lernen Sie insbesondere die 12 Burnout-Phasen nach Freudenberger kennen und ab welcher Phase Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollten.

Burnout ist ein ernsthaftes Gesundheitsproblem, das Millionen von Menschen auf der ganzen Welt betrifft. Allein in Deutschland waren im Jahr 2021 mindestens 194.000 Menschen1 von Burnout betroffen. Bereits im Jahr 2018 fühlte sich laut einer Umfrage jeder zweite Bundesbürger2 von Burnout bedroht. Das Burnout-Syndrom entwickelt sich zur Volkskrankheit, deren Verlauf oft in unterschiedlichen Phasen beschrieben wird.

In diesem Artikel wollen wir Ihnen ein Modell dieser Burnout-Phasen genauer vorstellen. Es bleibt allerdings wichtig zu betonen, dass es sich hier um ein theoretisches Modell handelt, mit dem ein Burnout-Verlauf vereinfacht dargestellt wird. Die Reihenfolge und auch Intensität der Phasen können vom hier dargestellten Modell abweichen, sich überlappen oder auch ineinander übergehen. Jeder Mensch erlebt Burnout auf seine eigene Art und Weise. Die Phasenmodelle sind deshalb grundsätzlich nicht allgemeingültig und vielmehr als Leitfaden zu verstehen, um die Entwicklung des Syndroms besser zu verstehen und persönlich einordnen zu können.

Die 12 Phasen des Burnouts nach Freudenberger und North

Das Modell der 12 Burnout-Phasen wurde von dem Psychoanalytiker Herbert Freudenberger und seiner Kollegin Gail North entwickelt. Es wurde erstmals im den 1970er Jahren vorgestellt und hat seitdem maßgeblich zur Erforschung des Burnout-Syndroms beigetragen.

die zwölf Phasen Freudenberger

Phase 1: Der Zwang sich zu beweisen

Diese erste Burnout-Phase ist insgesamt von Perfektionismus geprägt. Betroffene wollen sich selbst beweisen, haben erhöhte Erwartungen an sich selbst und Angst dabei zu versagen. Sie übersehen bereits eigene Grenzen und stellen eigene Bedürfnisse hinten an.

Phase 2: Verstärkter Einsatz

Aufbauend auf Phase 1 manifestiert sich der Perfektionismus in der Bereitschaft freiwillige und unbezahlte Mehrarbeit zu leisten. Betroffene haben das Gefühl alles alleine und schnell machen zu müssen. Das Abgeben von Aufgaben fällt schwer.

Phase 3: Vernachlässigung eigener Bedürfnisse

Betroffene empfinden den Zustand der Überarbeitung als normal oder positiv. Sie vernachlässigen zunehmend ihre eigenen Bedürfnisse. Der Lebensstil wird insgesamt ungesünder (Schlafstörungen, Mehrkonsum von Kaffee, Einnahme von Aufputschmittel oder Zigarettenkonsum). Erste Fehler bei der Arbeit schleichen sich ein.

Phase 4: Verdrängung von Konflikten (und Bedürfnissen)

Es können zunehmend Konflikte mit dem Arbeitskollegen/der Arbeitskollegin oder dem Partner/der Partnerin aufkommen, wobei diesen genauso wie erste körperlichen oder psychosomatische Symptomen verdrängt werden. Die Fehlleistungen wie das Vergessen von Terminen oder dem Erledigen von zuvor versprochenen Aufgaben häufen sich.  

Phase 5: Umdeutung von Werten

Die Wahrnehmung der Betroffenen verändert sich. Sie zeigt sich in verminderter Empathie und der Vernachlässigung von Freunden und Familie. Die volle Aufmerksamkeit ist auf die Arbeit gerichtet und Hobbys werden aufgegeben.

Phase 6: Verleugnung der Probleme

Betroffene haben ein Gefühl der mangelnden Anerkennung. Sie werden zynischer und aggressiver im Umgang. Sie beginnen sich zu isolieren während ihre Leistungsfähigkeit nachlässt. Körperliche Beschwerden nehmen zu.

Phase 7: Rückzug

Soziale Kontakte wie Freunde und Familie werden als Belastung empfunden. Betroffene fühlen sich Orientierungs- und Hoffnungslos und fokussieren sich stattdessen auf Ersatzbefriedigungen (Essen, Alkohol, Drogen, Spielen, Sex). Da Betroffene keine Kraft mehr haben heißt es auf Arbeit nur noch Dienst nach Vorschrift. Diese Phase zeigt sich zudem in zunehmend psychosomatischen und körperlichen Symptome, wie Gewichtsveränderungen, Herzklopfen oder Bluthochdruck.

Phase 8: Verhaltensänderung

Der soziale Rückzug schreitet voran und Betroffene verfallen in Selbstmitleid und Einsamkeit. Gleichzeitig werden sie gleichgültiger und misstrauisch gegenüber anderen. Zuwendungen werden als Angriff erlebt. Die Arbeit stellt eine große Belastung dar bei der die Betroffenen häufiger Ausflüchte suchen.

Phase 9: Depersonalisation

Betroffene erleben in dieser Phase zunehmen das Gefühl nicht sie selbst zu sein. Sie fühlen sich leer und wie „Maschinen die funktionieren müssen“. Seelische und körperliche Beschwerden treten verstärkt auf und können sich in Magen-Darm-Problemen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen aber auch einer mangelnden Körperhygiene aufzeigen.

Phase 10: Innere Leere

Diese Phase ist gekennzeichnet durch Gefühle von innerer Leere, Mutlosigkeit und Ängsten. Betroffene können Phobien entwickeln und unter Panikattacken leiden.

Phase 11: Depression

Betroffene sind ständig erschöpft, empfinden Selbsthass und Verzweiflung. Dieser Zustand kann mit Suizidgedanken einhergehen.

Phase 12: Völlige Erschöpfung

In der letzten Phase der Burnout Stadien nimmt die geistige, körperliche und emotionale Erschöpfung ein lebensbedrohliches Ausmaß. Suizidalität und Selbstmordgedanken beherrschen den Alltag der Betroffenen. In dieser Phase ist schnelles Handeln erforderlich.

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Weitere Phasenmodelle: Die 7 Burnout-Phasen von Burisch

Neben dem Ansatz von Freudenberger und North gibt es auch weitere Burnout-Phasenmodelle zur Beschreibung der Erkrankung. Ein weiteres bekanntes Modell ist das von Matthias Burisch entwickelte “7-Phasen-Modell“. Es konzentriert sich auf sieben Schlüsselphasen im Verlauf des Burnout-Syndroms und beschreibt den Verlauf eines Burnouts von ersten Warnsymptomen bis zur Verzweiflung.

 

Fazit

Das Burnout-Syndrom ist ein komplexes und ernst zu nehmendes Gesundheitsproblem, das oftmals in verschiedenen Stadien verläuft. Für die (Selbst-)Einordnung in verschiedene Burnout-Stadien können Modelle wie das Burnout-Phasen-Modell unterstützen und so die Therapie und Behandlung von Burnout verbessern. Denn die frühzeitige Erkennung und professionelle Unterstützung sind entscheidend, um schwerwiegende Folgen zu verhindern.

 

1 Wissenschaftliches Institut der AOK (kurz:WIdO)

2 Ärzteblatt (Hrsg.) (2018): Jeder Zweite fühlt sich von Burnout bedroht

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Burnout - Therapie

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Unterschied zwischen Burnout und Depression

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