„Ich fand die Aktion Pferd gut, denn das Pferd hat mir geholfen, von meiner Angst loszukommen“ – „Welche Angst meinst Du?“ – „Meine Angst im Umgang mit Lebewesen allgemein!“ (P. R., 16 Jahre)
„Wenn man auf dem Pferd sitzt, kann man abschalten und man fühlt sich irgendwie frei.“ (M. E., 17 Jahre)
„Ich bin gestern von einer Panikattacke weggekommen durch das Pferd. Ich hatte vorher zwei Panikattacken. Als ich draußen war, habe ich dann immer noch gezittert und so. Ich wollte erst nicht reiten, weil ich Angst hatte, dass es nochmal passiert, aber dann, wo ich es gestriegelt und geputzt hab, war‘s gut, dann bin ich richtig runtergekommen.“ (S. F., 15 Jahre)
Auf einem Pferdehof in der Nähe der Heiligenfeld Klinik Waldmünchen haben unsere jugendlichen Patienten einmal pro Woche die Möglichkeit, je zu zweit mit einem Pferd zu arbeiten. Dabei geht es nicht in erster Linie um das Reiten, sondern um das Erleben des Kontakts zum Pferd und seinem Lebensraum. Schon das Pflegen, das Putzen und Vorbereiten der Tiere, was die Jugendlichen unter Anleitung selbständig übernehmen, erfordert von ihnen eine achtsame Kontaktaufnahme. Nach anfänglicher mehr oder minder großer Ängstlichkeit wird die Putz- und Vorbereitungsphase dann oft recht schnell zur Kuschelstunde mit den Pferden, was die jugendlichen Patienten wie auch die Pferde sehr genießen. Anschließend schwingen sich die Jugendlichen in den Sattel, wobei Pferde-Erfahrene auch einmal ohne Unterlage reiten dürfen und dadurch noch mehr den Kontakt zum warmen, Geborgenheit schenkenden Fellrücken spüren können. Gemeinsam mit dem Pferd werden dann spannende Aufgaben bewältigt, wie etwa einen Parcours in der Reithalle bewältigen, oder es geht für einen erlebnisreichen Ausritt hinaus in den Wald. Oft beschreiben die Jugendlichen diese Erlebnisse als „Belohnung“, als „Highlight in der Woche“, als eine besondere Zeit, her-ausgehoben aus dem Klinikalltag. Angeleitet und unterstützt werden die Jugendlichen in diesem Erfahrungsraum von Reitlehrern sowie Therapeuten der Klinik.
Die pferdegestützte Therapie ist ein wertvoller Baustein in unserem stationären Therapieangebot. Außerhalb des üblichen Behandlungsraumes, in einem Umfeld, das zugleich die Nähe zur Natur spüren lässt, kann das Pferd als besonderer Beziehungspartner erlebt werden. Alle Möglichkeiten, die sich mit dem Pferd und um das Pferd herum ergeben, sind zur Förderung und Bearbeitung der Therapieziele der Jugendlichen nutzbar. So ist die pferdegestützte Therapie nicht nur auf die Aktivität Reiten begrenzt. Der Kontakt und die Kommunikation mit dem Partner Pferd, der bloße Körperkontakt, wie er beim Liegen auf dem blanken Pferderücken erlebt werden kann, das Versorgen und die Pflege der Tiere in Form von Füttern, Striegeln und Hufe pflegen, werden als wertvoller Raum für das Erleben und Entwickeln von Kontakt- und Nähefähigkeit gestaltet. Für manche besteht die Herausforderung darin, sich an eine persönliche Grenze heranzuwagen, diese etwas hinauszuschieben und sich auf nicht vorhersehbare, neue Erfahrungen einzulassen, um über Ängste hinaus zu wachsen und an Selbstwert zu gewinnen. Und schließlich kann auch zu Pferd die Gemeinschaft genutzt werden für gemeinsame Spiele und Ausritte zum Erleben von Abenteuer und zum Wiederfinden von Lebensfreude.
In unserer pferdegestützten Therapie sehen wir den von uns vertretenen ganzheitlichen Ansatz verwirklicht: Das Pferd bringt uns in Bewegung und Begegnung findet über den Körper statt. Es spricht uns auf kognitiver Ebene an durch neue Reize und Herausforderungen, die zu bewältigen sind. Es berührt uns auf emotionaler Ebene als Beziehungspartner, dem ich vertrauen und der mir das Gefühl von Getragenwerden schenken kann. Schließlich verbindet das Tier uns mit der Natur, unserer gemeinsamen Umwelt und dem Leben.
Wir freuen uns in der Heiligenfeld Klinik Waldmünchen, unsere jugendlichen Patienten Woche für Woche zur „Aktion Pferd“ begleiten und ihnen so diesen ganz besonderen Erfahrungsraum anbieten zu können.
Eine Antwort
Die Tiere schenken uns wirklich eine gute Behandlungsmöglichkeit, brauchen aber selbst auch einen Raum zum Leben. Für die Freiluftstallung habe ich schon Schnittholz besorgt. DIe sollte, hoffe ich, den Tieren genug Raum geben.