Im Krankenhausbetrieb werden Menschen oftmals nicht als ganzheitliche Individuen gesehen, und die apparative Diagnostik durch Großgeräte steht im Vordergrund.
Wir haben darüber mit unserem neuen Chefarzt der Luitpoldklinik Heiligenfeld gesprochen.
Herr Dr. Krauß, wie stehen Sie zu obiger Aussage?
Ich finde, die Diagnostik durch Großgeräte ist ein wichtiger Baustein. Um sich jedoch ein Gesamtbild von dem Patienten zu machen, gehört das persönliche Gespräch dazu. Im Rahmen der Anamnese führe ich mit jedem Patienten und jeder Patientin ein ausführliches persönliches Gespräch.
Weit über 80 Prozent aller Diagnosen erhalten wir heute durch eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte. Schon die Frage an den Patienten „Wie geht es Ihnen?“ verbessert seine Prognose. Zuhören und Teilhabe an der Beschwerdeschilderung, ebenso wie fokussierende Fragen ergänzen sich und führen zu einer belastbaren Einschätzung der Situation des Patienten.
Das Zusammenspiel von allen Parametern ist aus Ihrer Sicht somit wichtiger denn je?
Exakt. Hierbei reicht es schon aus, begleitend drei Blutwerte zu betrachten, wenn man eine ausführliche Anamnese vorgenommen hat. Eine Risikoabschätzung erreichen wir heute durch Kenntnis des HBA1C-Wertes (Langzeitzuckerwert), des LDL-Wertes (Cholesterinwert) und des Blutdrucks. Der Status bezüglich Nikotinkonsum und die Kenntnis der körperlichen Aktivität helfen, eine ganzheitliche Risikoabschätzung vorzunehmen.
Für mich als Chefarzt der Luitpoldklinik ist es wichtig, mit ganzheitlichem Ansatz zu arbeiten. Ich durfte als Patient in mehreren Kliniken erfahren, wie wenig Zeit für ein ausführliches Gespräch bleibt. In der Luitpoldklinik habe ich dann als Patient die Erfahrung gemacht, was das Arzt-Patienten-Gespräch bewirken kann. Das war für meinen Genesungsprozess entscheidend. Diese Erfahrung als Chefarzt weiterzugeben ist mir ein besonderes Anliegen. Jeder Mitarbeiter soll sich intensiv mit dem Patienten beschäftigen. Im regelmäßigen Turnus führen wir auch gemeinsame Fallbesprechungen durch, sodass alle auf einen gleichen Informationsstand kommen.
Sicher ist es nicht immer ganz leicht, diesem Anspruch gerecht zu werden, wenn in der ambulanten Praxis das Sprechzimmer voll ist.
Wichtig ist im Verlauf der Kontrollen, immer wieder das Gespräch zu suchen. Wir können uns in der Rehabilitation die Zeitressource für ein Gespräch nehmen und diese gewonnenen Informationen an die einweisenden Kollegen und Kolleginnen zurückgeben. Dies ist für alle unsere onkologischen, internistischen und orthopädischen Rehabilitanden sehr wichtig. Damit können wir die schon ausgeprägte Serviceorientierung, die unsere Patienten erleben, auf die Zuweiser übertragen. Aus meiner Sicht ein wichtiges Miteinander zum Wohl des Patienten.
Welche Informationen kann der Patient für sich mitnehmen?
Durch das gesamte therapeutische Angebot wie Vorträge, Visiten, Anwendungen etc. sollte der Patient sein Krankheitsbild besser verstehen und daraus die für ihn wichtigen Schlüsse ziehen, um somit seine Lebenszeit zu verlängern. Mir ist es wichtig, einen aufgeklärten, zufriedenen Patienten zu entlassen.
Akademie Heiligenfeld
Auch vor oder nach Ihrem Aufenthalt in den Heiligenfeld Kliniken bietet Ihnen die Akademie Heiligenfeld als Bildungseinrichtung der Heiligenfeld Kliniken die Möglichkeit, sich in Online- oder Präsenzseminaren mit verschiedenen Themen der Persönlichkeitsentwicklung zu beschäftigen.
Hier unsere aktuellen Vorschläge für Sie:
Dr. med. Michael Krauß
Dr. med. Michael Krauß ist seit dem Jahr 2021 Chefarzt in der Luitpoldklinik Heiligenfeld.