ADHS bei Kindern – Symptome, Ursachen, Behandlung

Die Abkürzung ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung.

Weltweit leiden ca.  2 bis 6 Prozent aller Kindern unter krankhaften Störungen der Aufmerksamkeit und an motorischer Unruhe. In Deutschland liegt die Häufigkeit elternberichteter Diagnosen einer ADHS nach der KiGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts bei etwa 5 %.

Symptome von ADHS: Wie merke ich, ob mein Kind ADHS hat?

Charakteristisch für ADHS sind folgende drei Hauptsymptome:

  1. Hyperaktivität
  2. Unaufmerksamkeit
  3. Impulsivität

Die Verhaltensauffälligkeiten treten in der Regel in den ersten fünf Lebensjahren auf. Außerdem sind sind meistens in den verschiedensten Lebenssituationen wie Schule, Kindergarten, Familie gleichzeitig zu beobachten. 

ADHS bei Kindern – Ursachen:

Die genauen Ursachen von ADHS sind bis heute nicht vollständig geklärt. Man weiß, dass eine genetische Komponente einen wichtigen Einfluss hat. Lebt mindestens ein Elternteil mit ADHS, dann ist das Risiko für die Kinder erhöht, auch an dieser Störung zu erkranken. Auch Umweltfaktoren wie eine Schwangerschaft oder Geburt mit Komplikationen, Erkrankungen des zentralen Nervensystems, Alkohol- oder Nikotinmissbrauch der Mutter während der Schwangerschaft oder andere ungünstige Bedingungen können als Ursachen herangezogen werden.

Durch all diese Einflüsse kommt es zu Entwicklungsabweichungen neuronaler Regelkreise, die für die Symptomatik ursächlich sind. So wurde nachgewiesen, dass Veränderungen im Neurotransmittersystem bei Kindern mit ADHS stattgefunden haben.  Dysfunktionen (Funktionsstörungen) in diesem System sorgen für ein Über- oder Unterangebot von Botenstoffen (Neurotransmittern) in bestimmten Gehirnregionen. Bei ADHS sind dabei vor allem die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin von besonderer Bedeutung. 

In der Regel sind Jungen drei- bis sogar viermal häufiger betroffen als Mädchen. 

Wie kann man ADHS bei Kindern behandeln?

Alternative zur medikamentösen Behandlung:

1.Psychoedukation:

Grundsätzlich soll eine umfassende Psychoedukation angeboten werden, bei der der Patient und seine relevanten Bezugspersonen über ADHS aufgeklärt werden, ein individuelles Störungskonzept entwickelt wird, Behandlungsmöglichkeiten dargestellt werden mit dem Ziel eine partizipative Entscheidungsfindung zu ermöglichen.

2. Elterntraining:

Beide Elternteile (bzw. andere wichtige Erziehungspersonen) sollten bei der Behandlung unbedingt einbezogen werden, soweit dies möglich und für das Kind förderlich ist und sie sollten zur Einübung von elterlichem Erziehungsverhalten auch das Kind einbeziehen. Üblicherweise umfassen diese Trainings mindestens 8 bis 10 Sitzungen mit einer Dauer von 45 bis 90 Minuten, wobei auch längere Behandlungen indiziert sein können.

Wenn eine ausgeprägte ADHS-Symptomatik auch im Kindergarten auftritt (was in der Regel der Fall ist), dann sollten ergänzend zu Elterntrainings Beratungen oder Schulungen von Pädagoginnen / Pädagogen von Kindern mit ADHS (Erziehertraining) parallel zu und orientiert an Elterntrainings / Elternschulungen im Einzel- oder Gruppenformat durchgeführt werden.

Wenn die ADHS-Symptomatik auch im Umfeld der Schule auftritt, sollten Lehrertrainings / Lehrerschulungen parallel zu und orientiert an Elterntrainings / Elternschulungen im Einzel- oder Gruppenformat bzw. Beratungen der Lehrkräfte auf verhaltenstherapeutischer Basis durchgeführt werden.

Ziel wäre das Verständnis der Pädagogen für die Symptomatik zu verbessern, ihr Erziehungsverhalten vor dem Hintergrund der ADHS-Symptomatik zu optimieren und expansive Verhaltensprobleme einschließlich der ADHS-Symptome sowie psychosoziale Beeinträchtigungen des Kindes  im Umfeld der Schule zu vermindern.

3.Verhaltenstherapie

Während der Verhaltenstherapie bespricht der Therapeut mit dem Kind seine Verhaltensweisen und hilft ihm dabei, alternative Strategien zu entwickeln.  Probleme zu erkennen und zu lösen, soziale Kompetenzen zu entwickeln und die Selbstorganisation zu stärken, sind dabei wichtige Eckpfeiler der Therapie. Achtsamkeitsübungen, Sport- und Bewegung, Entspannungstechniken, Kreativherapie ergänzen die Behandlung. 

4.Diäten:

Verschiedene Lebensmittel wie Milch, Getreide, Eier, Tomaten oder Schokolade wurden im Zusammenhang mit einer Symptomverstärkung bei ADHS diskutiert. Eine Studie der britischen Food Standards Agency (FSA) von 2007 zeigte, dass sowohl Natriumbenzoat als auch verschiedene Azofarbstoffe, die als Zusatzstoffe in Lebensmitteln vorkommen, die Aktivität und Aufmerksamkeit von Kindern beeinflussen können. In Abhängigkeit von der verzehrten Menge konnten Wissenschaftler signifikante Effekte hinsichtlich Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörung bei gesunden Kindern beobachten.

Wie behandeln wir ADHS in unserer Klinik in Waldmünchen:

■ Beratung: Zu Beginn bekommen Betroffene, Eltern umfassende Informationen. Das Wissen über die Krankheit hilft, besser mit ADHS umzugehen.

■ Elterntraining: Hier lernt man, betroffene Kinder  zu verstehen und ihnen zu helfen. Es gibt Einzel- und Gruppentrainings.

■ Verhaltenstherapie: Hierbei können Betroffene und ihre Familien Techniken lernen, um das Verhalten zu steuern und es so zu verändern. Das soll helfen, den Alltag besser zu meistern.

 ■ Medikamente: bei einer schwergradigen ADHS Symptomatik  wird eine Kombination aus medikamentöser Therapie und Psychotherapie durchgeführt.

Wie fällt ein Kind mit ADHS im Familienverbund auf?

Ein Kind mit ADHS zu erziehen, kann sehr anstrengend sein. Eltern brauchen viel Geduld und Wohlwollen, da das Verhalten des Kindes oft zu familiären Auseinandersetzungen führt. 

Kinder mit ADHS verhalten sind im Vergleich zu anderen Kindern auffällig unkontrolliert und unruhig. Sie befolgen Anweisungen und Regeln nicht oder nur sehr schwer. Die Konzentrationsspanne ist oft sehr gering und sie können sich aggressiv verhalten. Es ist daher völlig normal, dass Eltern neben der Sorge um ihr Kind manchmal überfordert sind und gereizt bis wütend reagieren. Wichtig ist aber, sich immer wieder klar zu machen, dass sich das Kind nicht absichtlich so verhält. Sich Hilfe zu holen, kann viel Druck von den Familien nehmen. 

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Autor: Artan Laska

Artan Laska ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Chefarzt der Heiligenfeld Klinik Waldmünchen.

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