Bad Kissingen – Am 12.07.2022 lud der Kissinger Sommer im Rahmen seines Projektes „Gesund mit Musik“ zu einem Vortrag ein. Er fand ebenfalls wie die acht Konzerte als Livestreaming statt. Übertragen wurde aus der Akademie Heiligenfeld, die als Partner der Vorträge gewonnen werden konnte. Dr. Hans-Peter Selmaier, Chefarzt der Parkklinik Heiligenfeld, und Thomas Stahl, Physiotherapeut der Luitpoldklinik Heiligenfeld, sprachen zum Thema „Die heilende Kraft des Singens“. Mehr als 50 Personen nahmen am Vortrag teil.
Selmaier zeigte auf, dass das lauschende Singen ein guter Weg für die Kommunikation sein kann. Singen und Hören, wie beispielsweise ein Wiegenlied der Mutter verbindet das Ich mit dem Du, wenn wir den richtigen Ton finden. Singen integriert beide Gehirnhälften, es ist ein Ventil für Emotionen und reguliert sie. Singen ist somit wie eine klingende Mentalmassage, sagte Selmaier. Tiefe Frequenzen wirken mehr auf unseren Körper, hohe auf unsere Psyche. Vibrationen massieren unseren ganzen Körper, lösen Spannungen und bewirken Heilung. Oft spricht man von „gleicher Wellenlänge“, wenn Verstand und Gefühl sich bei zwei Personen ähneln. So könnte man auch sagen, wer singt, beginnt sich umzustimmen, sagte Selmaier. Wir werden durch das Singen meditativ, können Leid betrachten und es kann Begeisterung, Inspiration und Kreativität entstehen. Durch Singen verarbeiten wir seelische Konflikte und beugen psychosomatische Krankheiten vor.
Singen tut Körper und Seele gut. Gerade bei Krebs fördert es die Abwehrkräfte und erhöht die Behandlungstoleranz. Schon nach einer Stunde Singen nehmen Stresshormone ab, ergänzte Selmaier. Auch auf den Herzrhythmus und den Kreislauf wirkt das Singen stabilisierend und hilft bei Asthma und Lungenerkrankungen. Bei chronischen Schmerzen empfiehlt sich das Singen im Chor. Gesang kann zudem bei Menschen mit Demenz oder Depressionen Angst und Unruhe abschwächen. Selmaier zeigte auf, wie Singen als Teil der Therapie in den Heiligenfeld Kliniken eingesetzt wird. Singen ist ein Teil vieler kreativen Therapieformen, wie die Rhythmus- oder die Tanztherapie sowie der Achtsamkeitspraxis, sagte er.
Den zweiten Teil des Vortrages gestaltete Thomas Stahl. Stahl leitet die Therapiegruppe „Heilkraft der Stimme“ in den Heiligenfeld Kliniken. Er hat eine Ausbildung in Psychoresonanztraining mit der Stimme und absolvierte die Weiterbildung in Lauschendes-Heilsames Singen- Meridiansingen und Sintala Qi Gong. In die klinischen Anwendungen gab er ganz praktisch einen Einblick. Stahl sagte, Meridiane sind Energiebahnen und alle zwölf Meridiane in unserem Körper haben spezielle psychische Themenzuordnungen. Am Beispiel des Magenmeridians machte er deutlich, was es bedeutet einen ausgeglichenen Energielevel, zu viel Energie oder zu wenig Energie zu haben. Stahl zeigte ebenso auf das Hören und Singen eng verbunden ist. Singen ist das beste Hörtraining, sagte er. Schwingungen des Gesanges massieren auf subtile Weise den Körper und lösen Spannungen. Selbstheilung und Selbstwahrnehmung stehen in direkten Zusammenhang. Der Psychoanalytiker Schellenbaum nannte das Spürbewusstsein, sagte Stahl. In einer wachen Versunkenheit kann Unbewusstes Bewusst werden. Durch Musik und Gesang machte er die heilende Kraft des Singens erlebbar und lud die Zuschauer zu Hause am Computer zum Mitmachen ein.
Das war wieder ein wundervoller Vortrag, meldeten die Teilnehmer zurück. Klasse, dass neben den Konzerten auch der kostenlose Zugang durch Vorträge ermöglicht wird, meinte eine andere Teilnehmerin.