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Posttraumatische Belastungsstörung
Der Begriff „Trauma“ (griech.) bedeutet wörtlich „Wunde, Verletzung“. Eine traumatische Erfahrung ist eine tief greifende psychosomatische Verletzung. Einige Menschen können solche Erfahrungen verarbeiten und integrieren. Bei manchen Menschen aber sind die Traumaerfahrungen mit Ereignissen verbunden, die die Verarbeitungsmöglichkeiten der Psyche überfordern und die Reaktion einer tiefen Verzweiflung hervorrufen. Sie überschreiten also die Grenze dessen, was Menschen normalerweise verkraften können und hinterlassen tiefe Spuren in Körper und Psyche. Die bisherigen Selbstschutzstrategien reichen nicht aus, um die traumatische Situation zu bewältigen. Erst andere Abwehrstrategien (z. B. das Abspalten und quasi “Wegbeamen” von Gefühlen oder Körper- bzw. Sinneswahrnehmungen) ermöglichen das Überleben während und nach einem Trauma. Lassen uns die Erinnerungen nicht los und beeinträchtigen das normale Leben, spricht man von einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).
“Es war wie im Kino”
Einige Menschen berichten später: „Es war wie im Kino“, oder auch: „Ich war überhaupt nicht diejenige, der das passierte, es geschah jemand anderem”. Manchmal ist ein unverarbeitetes Trauma die Ursache einer akuten Depression, einer Panikstörung, einer somatoformen Schmerzstörung, schweren Schlafstörungen oder einer Suchterkrankung. Erst wenn die Ursache behandelt wird, können die akuten Symptome verschwinden. Die Auswirkungen sind umso schwerwiegender, je früher – bezogen auf das Lebensalter – die Traumatisierungen eingewirkt und je länger sie angedauert haben. Auch die Unterscheidung zwischen Traumata, die durch andere Menschen verursacht wurden und solchen, die etwa auf Naturkatastrophen zurückzuführen sind, ist zentral. Erstere sind deutlich häufiger anzutreffen. Der Heilungsprozess ist durch die menschliche Verursachung erschwert, mit tiefgreifenden Auswirkungen auf die Fähigkeit der Betroffenen, zu vertrauen. Etwa zwei Prozent der Allgemeinbevölkerung in Europa leiden im Laufe ihres Lebens an einer Posttraumatischen Belastungsstörung, Frauen doppelt so häufig wie Männer.
Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf traumatische Erfahrungen. Einigen gelingt es aus eigener Kraft, mit ihren inneren Ressourcen und einem unterstützenden sozialen Umfeld, sich zu stabilisieren. Andere entwickeln körperliche und psychische Beschwerden. Diese treten manchmal direkt nach den Ereignissen auf, oft aber erst später, zum Beispiel, wenn etwas an das Trauma erinnert oder die Betroffenen erneut großen psychischen Belastungen ausgesetzt sind.
Die Symptome können sehr vielfältig sein. Manche sind ständig präsent, andere drängen sich nur zeitweilig in den Vordergrund des Erlebens. Meistens zeigt sich die Traumafolgestörung nicht nur anhand eines Symptoms, sondern in sogenannten Syndromen, also dem gemeinsamen Auftreten verschiedener Merkmale. Diese können im Laufe der Zeit immer komplexer und von der ursprünglich traumatisierten Erfahrung unabhängig werden.
Zu den typischen Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung gehören:
- sich aufdrängende, belastende Gedanken und Erinnerungen an das Trauma (Bilder, Albträume, Flashbacks)
- Übererregungssymptome (Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit, vermehrte Reizbarkeit, Unfähigkeit sich zu entspannen, Konzentrationsstörungen)
- Vermeidungsverhalten (Situationen und Dinge, die an das Trauma erinnern, werden nach Möglichkeit vermieden)
- emotionale Taubheit (allgemeiner Rückzug, Interessensverlust, Teilnahmslosigkeit)
Ein stationär behandlungsbedürftiges Krankheitsbild ist Voraussetzung für die Aufnahme in unsere Kliniken. Dabei muss es sich nicht zwingend um das Vollbild einer posttraumatischen Belastungsstörung handeln.
Aufnahmediagnosen nach ICD-10 sind:
- Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen F43
- Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) F43.1
- Traumafolgestörungen F43.8
- Dissoziative Störungen F44
- Depersonalisations- und Derealisationssyndrom F48.1
- Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung F62.0
Reaktionen auf schwere Belastungen sind häufig verbunden mit einem Gefühl des Kontrollverlustes. Die Betroffenen erlebten in den meisten Fällen eine tiefe Erschütterung ihres Vertrauens in die Welt und in andere Menschen. Auch nach dem Ende des traumatischen Ereignisses wirken die Folgen noch lange nach und beeinträchtigen das Leben der Betroffenen teilweise enorm. Eine störungsspezifische Behandlung muss die speziellen Anforderungen des Krankheitsbildes berücksichtigen, Informationen vermitteln und Hilfe an die Hand geben.
In einer spezifischen Selbststeuerungsgruppe lernen unsere Patientinnen und Patienten, mit Gefühlsschwankungen, Gedankenkreisen und den Bildern und Erinnerungen an die traumatische Situation umzugehen und diese besser zu steuern. Weiterhin nehmen sie an der sogenannten Indikationsgruppe teil. Hier werden allgemeine Informationen über die Erkrankung, ihre Entstehung und die Behandlungsmöglichkeiten vermittelt. Der Fokus liegt darauf, unseren Patientinnen und Patienten zu einem besseren Verständnis ihrer Schwierigkeiten zu verhelfen. Konkrete Übungen dienen in der Folge dazu, für sich Möglichkeiten des Umgangs mit den Symptomen zu finden. Der Austausch innerhalb der Gruppe korrigiert zusätzlich das Gefühl, isoliert und unverstanden zu sein.
Neben den gruppentherapeutischen Angeboten können im Rahmen der therapeutischen Einzelgespräche die Möglichkeiten und Grenzen der traumaspezifischen Behandlung eruiert werden.
Nachfolgend finden Sie den Flyer zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen in den Heiligenfeld Kliniken.
Die nachfolgende Checkliste soll Ihnen dabei helfen, einen ersten Hinweis auf das mögliche Vorliegen einer posttraumatischen Belastungsstörung zu erhalten. Sie liefert keine Diagnose, sondern ist lediglich als Anhaltspunkt zur Selbsteinschätzung zu verstehen.
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