Orthopädisch-unfallchirurgische Rehabilitation
Erkrankungen und Verletzungen der Haltungs- und Bewegungsorgane sind in Deutschland der zweithäufigste Grund für eine ärztliche Konsultation.
Für eine Vielzahl der betroffenen Patientinnen und Patienten stellen die konservative (nicht-operative) orthopädische Behandlung und die orthopädische oder unfallchirurgische Rehabilitation einen wichtigen Bestandteil der Behandlung dar.
Indikationen
Der künstliche Ersatz von Schulter-, Hüft-, Knie- und Sprunggelenken ist ein weit verbreitetes und bewährtes Verfahren zur operativen Behandlung von verschleiß- oder unfallbedingt zerstörten Gelenken. Unter Berücksichtigung strenger Indikationsstellungen lassen sich damit meist gute Langzeitergebnisse erzielen. Aktuell werden in Deutschland pro Jahr ca. 230.000 künstliche Hüftgelenke, ca. 170.000 künstliche Kniegelenke und ca. 20.000 Schulterprothesen implantiert; sowie ca. 50.000 Wechseleingriffe vorgenommen.
Die stationäre Behandlung in der operativen Klinik dauert nach einem komplikationslosen Eingriff ca. ein bis zwei Wochen. In dieser Zeit wird zumeist eine Anschlussheilbehandlung eingeleitet, um für unsere Patientinnen und Patienten durch eine intensive gelenkspezifische Weiterbehandlung das gewünschte Behandlungsergebnis zu erreichen.
Wesentliche Zielstellungen der Rehabilitationsmaßnahme sind:
- eine Reduktion der postoperativen Schmerzen bis zur Schmerzfreiheit
- ein Rückgang der Gelenkreizung
- eine Verbesserung der Gelenkfunktion
- eine Verbesserung der Kraftentfaltung der gelenkumspannenden Muskulatur
- eine Verbesserung der Mobilität bzw. Gehfähigkeit
- eine Verbesserung der Beweglichkeit und Belastbarkeit des betroffenen Gelenkes
- das Wiedererlangen einer möglichst weitgehenden Selbstständigkeit im Alltag und Beruf
Chronische Schmerzen am Bewegungsapparat – chronische Rücken-, Gelenk- oder Muskel-/Weichteilschmerzen – bedürfen einer speziellen Schmerztherapie.
Vielfach hat der Schmerz eine Eigendynamik gewonnen und ist nicht mehr alleine durch eine morphologische Schädigung (Strukturschädigung) oder eine organbezogene Störung zu erklären. Man spricht in solchen Fällen von einer Schmerzkrankheit bzw. von einer Störung der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung. Eine rein struktur- und organorientierte Therapie ist nicht mehr ausreichend.
Bei chronischen Schmerzerkrankungen wird daher ein multimodales Therapiekonzept durchgeführt.
Neben der Behandlung des orthopädischen Grundleidens berücksichtigt es auch psychosoziale Faktoren, welche die Entstehung und Aufrechterhaltung chronischer Schmerzen begünstigen. Neben Sport- und Bewegungstherapie sowie balneophysikalischen Anwendungen (z. B. Massagen oder Moorpackungen) kommen spezielle Therapieverfahren zur Körperwahrnehmung, Schmerzverarbeitung und Entspannung zum Einsatz. Weitere wichtige Bausteine sind eine psychologische Schmerztherapie sowie eine begleitende Sozialberatung.
Für Knochen- und Gelenkbrüche sowie für Muskel-, Sehnen- und Bandverletzungen stehen heutzutage modernste operative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Dennoch sind Verletzungen des Stütz- und Bewegungsapparates oftmals mit Funktionseinschränkungen und Fähigkeitsstörungen verbunden, so dass eine qualifizierte Rehabilitationsbehandlung erforderlich ist.
Wesentliche Zielstellungen dieser sind:
- Reduktion von Schmerzen
- Verbesserung der Belastbarkeit und Beweglichkeit des betroffenen Bewegungsabschnittes
- Kräftigung geschädigter und/oder gelenkumspannender Muskulatur
- Verbesserung feinmotorischer Fähigkeiten
- Verbesserung der Mobilität
- Verbesserung der Leistungsfähigkeit für Alltag und Beruf
- Hilfestellungen zur Krankheitsbewältigung
- Wiedererlangen einer möglichst weitgehenden Selbstständigkeit
Über die genaue Anzahl von Menschen mit amputierten Gliedmaßen gibt es in Deutschland keine verlässlichen Statistiken. Geschätzt werden hierzulande pro Jahr ca. 40.000 bis 50.000 Amputationen an den unteren Gliedmaßen durchgeführt. Die häufigste Ursache sind Durchblutungsstörungen. Insbesondere Zuckerkranke sind davon betroffen und haben somit ein bis zu fünfzigfach erhöhtes Amputationsrisiko. Daneben können schwere Verletzungen bzw. Unfallfolgen oder auch Tumorerkrankungen eine Amputation zur Folge haben.
Für amputierte Patientinnen und Patienten ist eine gute Vernetzung des gesamten Ärzte- und Therapeutenteams erforderlich.
Dies ist nur durch eine sektorübergreifende Versorgung möglich, die
- zu einer Optimierung der Schnittstellen zwischen akutstationärer, rehabilitativer und ambulanter Weiterbehandlung führt,
- flexible, individuell angepasste rehabilitative Leistungen innerhalb eines Gesamtbehandlungskonzeptes ermöglicht,
- eine verbesserte Kommunikation und einen lückenlosen Informationsaustausch zwischen Operateuren, Reha-Medizinern und weiterbehandelnden Ärzten sicherstellt.
In der Luitpoldklinik Heiligenfeld wurden die strukturellen Voraussetzungen geschaffen, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden.
Wirbelsäulenbeschwerden sind die zweithäufigste Ursache für Arztbesuche. Ein Altersgipfel ist in der Gruppe zwischen 50 und 70 Jahren zu verzeichnen. Statistisch gesehen hat in Deutschland jeden Tag ca. ein Drittel der Menschen Beschwerden an der Wirbelsäule. Über 80 Prozent der Menschen klagen mindestens einmal im Leben über Rückenschmerzen. Der untere Abschnitt der Wirbelsäule ist am häufigsten betroffen. Aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen mit Bewegungsarmut klagen zunehmend auch Kinder über Rückenbeschwerden.
Ca. 90 Prozent aller wiederkehrenden (rezidivierenden) oder dauerhaften (persistierenden) Rückenschmerzen sind unspezifisch. Im Rahmen der körperlichen und bildgebenden Untersuchungen ergeben sich letztendlich keine Befunde, die die Beschwerden hinreichend erklären. Nur bei etwa 10 Prozent der Betroffenen findet man ein abgrenzbares Krankheitsbild der Wirbelsäule, weshalb von einem spezifischen Rückenschmerz gesprochen werden kann.
Folgende Krankheitsbilder sind voneinander abzugrenzen:
- Störungen der Statik z. B. durch Längendifferenzen der Beine
- degenerative (verschleißbedingte) Wirbelsäulenerkrankungen
- Gleitwirbel (Spondylolisthesis – instabiles Wirbelsäulensegment), meist im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule
- Bandscheibenvorfälle
- Einengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose)
- Wirbelbrüche (z. B. unfallbedingt oder bei Osteoporose)
- infektiös- und rheumatisch-entzündliche Wirbelsäulenerkrankungen (z. B. bakterielle Spondylodiszitis, Morbus Bechterew)
- Tumoren der Wirbel (meist Metastasen)
Primäre Knochen- und Weichteiltumoren sind seltene Erkrankungen. Um ein vielfaches häufiger sind Knochenmetastasen (Tumorabsiedlungen). Der Bewegungsapparat ist nach Lunge und Leber die dritthäufigste Lokalisation für metastatische Absiedlungen. Nicht selten verursachen Skelettmetastasen auch Erstsymptome eines bösartigen Grundleidens.
Durch die Fortschritte im interdisziplinären Management von bösartigen Tumoren hat sich in den letzten Jahrzehnten die Überlebenszeit von Krebspatientinnen und Krebspatienten deutlich verbessert. Damit verbunden ist ein Anstieg von symptomatischen Knochenmetastasen, sodass sowohl im Bereich der akut-stationären als auch in der rehabilitativen orthopädisch-unfallchirurgischen Versorgung die Zahl der Patientinnen und Patienten zunimmt.
Die orthopädisch-unfallchirurgischen und die internistisch-onkologischen Abteilungen arbeiten in der Luitpoldklinik Heiligenfeld eng zusammen. Auf diese Weise können wir den individuellen und komplexen Anforderungen im Rahmen der Rehabilitation sowohl hinsichtlich der Fähigkeitsstörungen am Stütz- und Bewegungsapparat als auch bezüglich der onkologischen Weiterbehandlung gerecht werden.
Hier können Sie den aktuellen Flyer zu den orthopädisch-unfallchirurgischen Behandlungsangeboten der Luitpoldklinik Heiligenfeld herunterladen: