Der Klinikaufenthalt stellt für viele schulpflichtige Jugendliche eine wesentliche Unterbrechung des Unterrichts dar. In den meisten Fällen hinterlässt diese Zeit große Lücken im schulischen Wissensstand, die bis zum erneuten Schulbesuch nicht geschlossen werden können. Da gilt es, schon während des Klinikaufenthalts Kontakt zur Schule aufzunehmen, mit dem Ziel, eine Regelung zu finden, wie die schulische Wiedereingliederung gehandhabt werden kann. Denn nach einer ersten Zeit des Ankommens in der Klinik und dem Beginn des therapeutischen Prozesses stellt bei vielen Jugendlichen genau die Ungewissheit, wie es nach dem Klinikaufenthalt in der Schule weitergehen soll, einen großen, unterschwelligen Stressfaktor dar, der sich dem therapeutischen Prozess in den Weg stellt. Die ungeklärte schulische Situation und die damit verbundenen Sorgen kosten Kraft und Energie, die den Jugendlichen dann an anderer Stelle für die anstrengende therapeutische Arbeit mit der eigenen
Bedürfnislandschaft und vielen weiteren Themen fehlt.
Schulische Wiedereingliederung
Die individuelle und stufenweise Wiederaufnahme des Unterrichts kann z. B. der alleinige Besuch der Kernfächer sein, eine vorläufige Begrenzung der Unterrichtsstunden pro Tag oder unter Umständen nur die Befreiung vom Sportunterricht, der für Schülerinnen und Schüler mit sozialen Ängsten oft eine besondere Herausforderung ist. Wichtig ist, dass die Wiederaufnahme des Unterrichts systematisch ist, d. h. die „Belastung“ allmählich stattfindet und der Belastbarkeit der Schülerin bzw. des Schülers nach dem Klinikaufenthalt Rechnung trägt. Ein regelmäßiger Austausch zwischen allen
Beteiligten – Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern – ist in dieser Phase wichtig, um Anpassungen vornehmen zu können, wenn die Schülerin oder der Schüler mehr Zeit braucht oder schneller wieder in den Unterricht einsteigen kann.
Die schulische Wiedereingliederung sollte zeitnah mit der Schulleitung besprochen werden. Durch den frühzeitigen Kontakt mit der Schule kann viel Stress vermieden werden! Ob ein Zurückstellen oder ein Wiederholen der Klasse sinnvoll oder eine Fortsetzung der bisher
besuchten Klasse die beste Lösung ist, sollte im Austausch mit allen Beteiligten entschieden werden.
Autorin: Renate Wismath, Sozialpädagogin in der Heiligenfeld Klinik Waldmünchen
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