Heiligenfelder Zentrum für Tierbegleitete Therapie
Haustiere erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Etwa 34 Millionen finden sich aktuellen Schätzungen zufolge in deutschen Haushalten, darunter vor allem Hunde und Katzen. Für ihre Besitzer*innen haben sie häufig einen Stellenwert, der über denjenigen eines reinen “Nutztieres” (etwa der Hund zum Bewachen des Grundstückes) weit hinausgeht. Sie werden als emotionales Gegenüber wahrgenommen, als “Freund” oder sogar “Partner” angesehen. Das Tier gehört in vielen Fällen zum Leben dazu, und eine intakte Beziehung zwischen Mensch und Vierbeiner hat erwiesenermaßen zahlreiche positive Effekte auf die Gesundheit. Gleichwohl kann es jedoch auch Situationen geben, in denen diese Beziehung leidet.
Psychosomatische Erkrankungen wie eine Depression oder Angststörung haben weitreichende Auswirkungen auf die Betroffenen. Das eigene Leben gerät aus den Fugen, und in der entstehenden Unsicherheit und häufig Überforderung fehlt die Kraft, sich angemessen um das Wohl des Schützlings zu kümmern. Ebenso kann es sein, dass eine dringend benötigte stationäre Behandlung nicht angetreten wird, da die Versorgung des Tieres während der Abwesenheit nicht gewährleistet werden kann.
Die Lösung: Therapie mit Tier
In unserem “Heiligenfelder Zentrum für Tierbegleitete Therapie” bieten wir für diese Situationen eine Lösung. Personen, die eine stationär-psychosomatische Behandlung benötigen, können zusammen mit ihrem Haustier die Klinik besuchen und dieses auch in die Therapie mit einbeziehen. Das dabei verfolgte Ziel lautet: Die Mensch-Tier-Beziehung zu reflektieren und die verfügbaren und verbindenden Ressourcen, die aus der entwicklungs- und beziehungsorientierten Therapie entstehen, zu nutzen. Denn gerade in der Interaktion bspw. mit dem Hund können Besitzer*innen sehr viel über sich selbst erfahren – Informationen, die in der Therapie von großem Nutzen sein können.
Tiere signalisieren durch ihr Verhalten, wie es ihnen mit ihrem Herrchen oder Frauchen geht, ob sie Stress erleben, sich geführt oder vernachlässigt fühlen. Diese sogenannte “Spiegelung” wird im Rahmen der Therapie konsequent aufgegriffen und zur Verbesserung der Beziehung zwischen Tier und Tierhalter*in genutzt. Dabei ist das therapeutische Konzept zwar schwerpunktmäßig auf Hunde oder Katzen ausgerichtet, kann grundsätzlich jedoch auf alle Haustiere angewandt werden.
Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung
In den letzten Jahren wurde die “Tierbegleitete Therapie” kontinuierlich optimiert und wissenschaftlich evaluiert, mit durchweg positiven Ergebnissen und ebensolchen, zahlreichen Rückmeldungen der teilnehmenden Patient*innen. So berichteten etwa 80 Prozent im Rahmen einer Befragung, dass sich die Beziehung zu ihrem Tier (in diesem speziellen Fall zum Hund) verbessert hatte. Und auch klinische Maßzahlen, die entweder durch die behandelnden Therapeut*innen oder durch die Patient*innen selbst eingeschätzt wurden, wiesen eine deutlich stärkere Verbesserung auf, verglichen mit einer Behandlung ohne die Anwesenheit des Hundes.
Tierbegleitete Therapie
Ein Einblick in die Therapie mit Tier
Wir behandeln das gesamte Spektrum psychischer und psychosomatischer Erkrankungen:
- Angstzustände und Depressionen jeder Art
- Erschöpfungs- und Burnout-Zustände
- akute und chronische Belastungsreaktionen
- schwere Krisen im Zusammenhang mit Konflikten, Verlusten oder unverarbeiteten Operationen, Unfällen oder Krankheiten
- psychosomatische Störungen, z. B. Kopfschmerzen, Herz-, Kreislauf-, Magen-Darm- oder Wirbelsäulenbeschwerden
- Essstörungen und Adipositas
- stoffgebundene und nicht stoffgebundene Abhängigkeitserkrankungen
- berufliche und persönliche Identitätskrisen
- Lebenskrisen, Sinnkrisen, Glaubenskrisen
- Persönlichkeitsstörungen
- Sexual- und Beziehungsstörungen
- Zustände nach psychotischen Episoden
Eine Tierbegleitete Therapie ist in allen Fällen möglich.
Natürlich steht auch in der tierbegleiteten Psychotherapie der Mensch an erster Stelle, mit seiner individuellen Erkrankung, seiner Geschichte und seinen Ressourcen. Die ganzheitliche Betrachtungsweise als Grundlage unserer therapeutischen Arbeit findet auch im “Heiligenfelder Zentrum für Tierbegleitete Therapie” uneingeschränkt Anwendung.
Gleichzeitig kommt hier der besondere Aspekt der Anwesenheit des Haustieres hinzu. Dieses wird nach Absprache mit dem*der zuständigen Bezugstherapeut*in in die psychosomatische Behandlung miteinbezogen – sowohl im Rahmen der Einzeltherapie als auch in mehrfach wöchentlich stattfindenden kreativtherapeutischen Gruppenangeboten.
In den Behandlungsplan wurden tägliche tierspezifische Angebote aufgenommen. Eine Tiersprechstunde sowie bspw. ein gemeinsamer Hundespaziergang am Morgen verbinden die Anwesenheit des Haustieres auf natürliche Weise mit der psychosomatischen Therapie. Letztlich profitieren Mensch und Tier gleichermaßen von diesem speziellen Behandlungskonzept. Das Haustier als Ressource unterstützt den Genesungsprozess, und durch die spezifischen Angebote kann auch die Beziehung reflektiert und verbessert werden.
Bitte beachten Sie, dass das kreativtherapeutische Angebot im Heiligenfelder Zentrum für Tierbegleitete Therapie vom Angebot in den anderen Häusern teilweise abweicht.
Verbesserung durch die Tierbegleitete Therapie – Selbsteinschätzung der Patient*innen
Die Tierbegleitete Therapie hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Beziehung zum Tier sowie auf die soziale und persönliche Integrität. Insgesamt kann durch die Anwesenheit des Tieres ein positiver Einfluss auf den Therapieverlauf beobachtet werden.
Verringerung Symptombelastung (ISR) – Anteil gebesserter Patient*innen
Durch die Teilnahme an der Tierbegleiteten Therapie ist bei nahezu allen Patient*innen eine Verringerung in der psychosomatischen Symptombelastung festzustellen. Auf einzelne Krankheitsbilder bezogen profitieren die Patient*innen von der Tierbegleiteten Therapie.