Scrollt man heutzutage durch die sozialen Medien, kommt man fast nicht mehr um den Begriff ADHS herum. Mittlerweile zeigen sich viele Betroffene offen und sprechen darüber. ADHS steht als Abkürzung für die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und bezeichnet keine Erkrankung, sondern vielmehr eine psychische und neurologische Störung. Obwohl Frauen und Männer grundlegend in gleichem Ausmaß betroffen sind, wird ADHS bei Frauen weitaus seltener und später diagnostiziert. In diesem Beitrag wollen wir daher hierfür sensibilisieren und widmen uns speziell diesem Thema.
Welche Symptome deuten auf ADHS bei Frauen hin?
In der Internationalen Klassifikation der Krankheiten von der Weltgesundheitsorganisation (ICD 10) wird ADHS als eine hyperkinetische Störung ausgewiesen und äußert sich allgemein durch Hyperaktivität, Konzentrationsschwierigkeiten und Impulsivität. Bei Frauen kann sich ADHS dabei allerdings deutlich anders manifestieren als bei Männern. Im Folgenden finden Sie deshalb eine Auflistung typischer ADHS-Symptome bei Frauen:
- Hypersensibilität
- Leichte Reizbarkeit
- Ängstlichkeit
- Risikoscheue
- Tagträumerei
- Springende Gedankengänge
- Wutausbrüche
Grundsätzlich tragen hormonelle Veränderungen zu einer Verstärkung der Symptome bei. Frauen mit ADHS haben deshalb besonders während ihrer Periode oder der Wechseljahre mit einer Zunahme der ADHS-Symptome zu kämpfen. Da ADHS bei Frauen jedoch seltener diagnostiziert wird und häufiger unerkannt bleibt, interpretieren vielen Frauen die Symptome als eigenes Versagen oder persönliche Schwäche. Hierdurch können sich zusätzliche Störungen oder Symptome entwickeln:
- Versagensängste
- Niedriges Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein
- Essstörungen
- Schlafstörungen
Wenngleich die geschilderten Symptome vorwiegend bei Frauen auf ADHS hinweisen können, bedeutet dies nicht, dass diese Symptome bei allen Frauen oder nicht auch bei Männern auftreten können.
Obwohl ADHS keine psychische Erkrankung darstellt, kann die Störung bei fehlender Diagnose zur Entwicklung einer Depression, Angststörung oder anderen psychischen Erkrankungen beitragen. Die Diagnose kann deshalb für viele Frauen sowohl eine Erlösung als auch ein erster Schritt in eine bessere Zukunft bedeuten. Denn allein das Wissen darüber, was genau mit einem los ist, und dass dies völlig normal ist, hilft vielen Betroffenen.
Abgesehen von der eigenen Gewissheit stellt ein geregelter Tagesablauf eine erhebliche Erleichterung für ADHS-Betroffene dar. Hilfsmittel wie digitale Kalender und Erinnerungen können dabei unterstützen, den Alltag zu organisieren und Termine nicht zu vergessen. Positive Selbstgespräche, Affirmationen oder Entspannungsübungen helfen, das Selbstwertgefühl zu stärken und Stress zu reduzieren und körperliche Aktivität hilft überschüssige Energie abzubauen sowie die Konzentration zu fördern. Darüber hinaus leistet eine ausgewogene Ernährung einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag.
Selbsttest ADHS
Haben Sie den Verdacht, von ADHS betroffen zu sein? Machen Sie unseren Selbsttest.Welche Auswirkungen hat die Ernährung auf ADHS bei Frauen?
Auch wenn ADHS nicht durch eine Ernährungsumstellung geheilt werden kann, lässt sich die Symptomatik durch unterschiedlichste Faktoren, einschließlich der Ernährung, beeinflussen. Grundsätzlich gilt auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten. Lebensmittel mit Süßungsmitteln oder einem zu hohen Zuckeranteil sollten möglichst vermieden werden. Ebenfalls sollten Alkohol und koffeinhaltige Getränke reduziert, wenn nicht sogar gänzlich weggelassen werden. Diese können die Nervosität und Unruhe, die mit ADHS einhergehen, erhöhen. Umso wichtiger ist es, den täglichen Bedarf an Omega-3-Fettsäuren zu erfüllen. Omega -3-Fettsäuren gehören zu den ungesättigten Fettsäuren, welche grundlegend die Blutfettwerte verbessern und die Zellstrukturen stärken. Sie helfen präventiv vor psychischen und neurologischen Erkrankungen und können so die Symptomatik von ADHS lindern. Vor allem in Fisch oder Nüssen, aber auch verschiedenen Ölen wie Leinöl oder Rapsöl, sind die gesunden Fettsäuren vorzufinden.
Genauso wichtig wie die Einnahme bestimmter Nahrungsmittel ist jedoch auch die Planung der jeweiligen Mahlzeiten. Denn erst die Regelmäßigkeit kann zu einem strukturierten Alltag beitragen und somit eine Erleichterung für Betroffene darstellen.
“ADHS manifestiert sich bei Frauen anders als bei Männern oder Kindern. Eine Berücksichtigung der veränderten Symptomatik muss deshalb auch in der Behandlung zentraler Bestanteil sein. “
Hans-Peter Selmaier, Stellvertretender Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Parkklinik Heiligenfeld
Eine Ernährungsumstellung kann die ADHS-Symptome zwar verbessern, eine zu starke Fokussierung auf das Essverhalten ist für Betroffene allerdings alles andere als förderlich und kann dabei sogar in einer Essstörung resultieren. Dass besonders Frauen diesem Risiko ausgesetzt sind, verdeutlicht die Notwendigkeit einer Individualisierung der Therapie. Bestimmte Unverträglichkeiten oder individuelle Bedürfnisse müssen unbedingt berücksichtigt werden. Von einem persönlichen und ganzheitliches Therapiekonzept, bei dem die Ernährung neben medizinischen und psychiatrischen Behandlungen als unterstützende Komponente mit einbezogen wird, können jedoch alle ADHS-Betroffenen profitieren.
ADHS und Partnerschaft: Wie lässt sich die Beziehung stärken?
Einhergehen mit der Symptomatik kann ADHS jedoch nicht nur die betroffene Frauen selbst, sondern auch deren Beziehungen und Partnerschaften vor eine Herausforderung stellen. Die Hypersensibilität, schnelle Reizbarkeit oder auch Konzentrationsschwierigkeiten können schnell zu Konflikten führen und Unverständnis beim Partner oder der Partnerin hervorrufen. Als Folge daraus fühlen sich sowohl der Partner oder die Partnerin als auch die Betroffene selbst oftmals nicht genug beachtet und wertgeschätzt. Darüber hinaus kann sich ADHS bei Frauen auch negativ auf die eigene Sexualität auswirken. Nicht selten fällt es von ADHS betroffenen Frauen durchaus schwerer, sich beim Sex auf den Moment konzentrieren. Stattdessen schweifen sie mit ihren Gedanken komplett ab, denken an zukünftige Termine oder grübeln über das letzte Tischgespräch nach. Ihre Sexualität vollständig auszuleben oder Befriedigung zu erfahren, geschieht umso seltener. Das Interesse und die Lust am Sex lässt so oftmals schneller nach, was die Partnerschaft zusätzlich belasten kann.
Der Schlüssel für ein verständnisvolles Miteinander bildet grundsätzlich die Kommunikation. Im Gespräch lassen sich viele Unklarheiten aus den Weg räumen. Mit dem Partner oder der Partnerin zu sprechen, deren Reaktionen zu verstehen, nachzuvollziehen und dabei keine Vorwürfe zu erheben ist auch bei ADHS-Betroffenen der Grundstein einer guten Beziehung. Den Partner oder die Partnerin bei einer erhaltenen Diagnose aufzuklären, kann zudem für mehr Verständnis sorgen. Darüber hinaus können Entspannung und Achtsamkeitsübungen betroffene Frauen darin unterstützen, die Impulsivität zu reduzieren und die Gefühlslage zu stabilisieren.
Wie können Entspannung und Achtsamkeitsübungen helfen?
Entspannungs- als auch Achtsamkeitsübungen können Frauen mit ADHS helfen, die Symptomatik dieser Störung besser zu kontrollieren. Entspannende Aktivitäten helfen dabei den Geist zu beruhigen und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Sich regelmäßig dafür Zeit zu nehmen kann deshalb genauso förderlich sein, wie auf die eine ausgewogene Ernährung zu achten.
Was man zum Entspannen unternimmt, ist dabei vollkommen individuell und von persönlichen Interessen abhängig. Gemütliche Spaziergänge an der frischen Luft, sportliche Aktivitäten, Besuche in Thermen oder Saunen, Wellness und Meditationen, oder das Hören von Musik kann dazu beitragen die Symptome von ADHS bei Frauen zu lindern. Aus diesem Grund ist die Etablierung von Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen für den alltäglichen Gebrauch auch ein wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Behandlung.
Inhalt
Behandlung von ADHS in den Heiligenfeld Kliniken
Atem-Meditation: Eine Reise in dein Inneres
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2 Antworten
Immer wieder vielen herzlichen Dank für den Heiligenfeld Newsletter mit wirklich tollen Beiträgen und Übungen . Ich war Ende 2016
im Rosengarten und diese Wochen waren mit die besten meines Lebens. Sie helfen mir immer noch und wieder durchs Auf und Ab des Lebens
Tolle Arbeit, die Sie als Team leisten 😊!!!
Liebe Frau Wimmer,
vielen lieben Dank für Ihren Kommentar und Ihr positives Feedback. Es freut uns sehr zu hören, dass Ihr Aufenthalt bei uns immer noch nachklingt und dass Ihnen unser Newsletter gefällt. Wenn Sie Themenwünsche haben, lassen Sie es mich gerne unter kathrin.schmitt@heiligenfeld.de wissen.
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Kathrin Schmitt