Fasten – Der Blick nach innen

Im Rahmen unseres Themen-Schwerpunkts “Spiritualität” kam gerade jetzt in der Fastenzeit die Frage auf, ob Fasten etwas mit Spiritualität zu hat. Wir haben unsere Kreativtherapeutin Elisabeth Strick aus der Heiligenfeld Klinik Uffenheim gebeten, uns ihre Einschätzung zu dem Thema zu schreiben. Nachfolgend finden Sie ihren Beitrag. 

Lieber Leser*innen des Heiligenfeld-Blog,

mein erster Gedanke bei diesem Thema geht zu Mahatma Gandhi. Im Jahr 1913 erklärte Gandhi: „Die Fastenzeiten sind ein Teil meines Wesens. Ich kann auf sie ebenso wenig verzichten wie auf meine Augen. Was die Augen für die äußere Welt sind, das ist das Fasten für die innere.“

Mahatma Gandhi nahm laut Berichten während seines Fastens nur Wasser und Salz zu sich und er nutzte das Fasten  u. a. auch, um aktiv politisch äußere Missstände deutlich zu machen und zum Frieden aufzurufen. Wir kennen heute vielfältige Formen des Fastens, die zu einem großen Teil mit Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel zu tun haben.

Ich möchte Sie einladen, dieses Thema von einer etwas anderen Warte aus zu betrachten:

Fasten hat aus dieser Sicht mit dem Ausbrechen aus gewohnten oft unbewussten Verhaltensweisen zu tun. Diese  Automatismen oder Gewohnheiten können zum einen Halt und Sicherheit geben und unser Leben auf vielfältige Art vereinfachen; zum anderen können Gewohnheiten auch schädigend und  krankmachend für uns sein. Fasten ist eine Möglichkeit, uns dieser sich wiederholenden Automatismen bewusst zu werden. Und dann können wir auch wählen, sie zu unterbrechen, etwas Neues zu wagen und dabei mehr zu gesunden, und uns so wieder unserer ureigenen inneren Stimme zu öffnen – oder im Zitat von Gandhi; „die Augen für die innere Welt zu öffnen.“

Spiritualität geht mit Bewusstheit, mit Achtsamkeit einher. Die Dinge tun –  aus einer inneren Stimmigkeit heraus –  in der Verbindung zur inneren Quelle. Wer diese Verbindung schon einmal erlebt hat, weiß, dass in dieser Verbindung nichts fehlt. Alles ist da. Alles ist gut, genauso, wie es gerade ist. In dieser inneren Verbindung sind wir ganz, sind in der Fülle,- da sind wir sozusagen SATT-:)

In diesem Sinne verhilft bewusstes Fasten im besten Falle zu einer vertieften Spiritualität. Unser Bewusstsein kann sich beim Fasten, u.a. über den Verzicht auf Nahrung, vertiefen und ausdehnen. Das kann aber auch dadurch geschehen, dass wir z. B. weniger Medien konsumieren; nicht jeden Tag Nachrichten schauen; eine Zeitlang kein Handy benutzen;  dass wir ungute Gedankenschleifen, die wiederum zu unguten Gefühlen führen, unterbrechen etc. – und stattdessen konsequent  immer wieder die Aufmerksamkeit nach Innen, in unsere innere Welt, stärken.

Fragen, wie die Folgenden, können helfen, diese innere Welt leichter wahrzunehmen:

  • Was sagt meine innere Stimme zu dem, was mir jetzt, in diesem Moment, begegnet?
  • Was ist wirklich stimmig für mich, wenn ich nicht den lauten äußeren Stimmen oder der Angst hinterherlaufe?
  • Was geschieht, wenn ich mich wirklich von diesen sanften inneren Impulsen leiten lassen?

Fasten in der Verbindung zur Spiritualität hat so im eigentlichen Sinne nicht wirklich mit Verzicht zu tun, sondern mit der bewussten Wahl und dem Luxus wirklich ganz in diese innere Verbindung, die Fülle in uns, einzutauchen.

Fasten in diesem Sinne kann uns ein Fenster in unsere Innere Welt eröffnen und uns so unterstützen in unserem heilsamen Innenkontakt, der sich dann ganz natürlich auch in unserem „in der Welt sein“, im Außen, zeigt.

Freudiges Fasten aus der Fülle in die Fülle 🙂

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Elisabeth Strick

Elisabeth Strick ist Kreativ- und Rhythmustherapeutin in der Heiligenfeld Klinik Uffenheim. Fasten ist für sie ein wesentliches Element, um dem Körper Zeit zu geben, nach Innen zu schauen.

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