Tierbegleitete Therapie mit dem eigenen Haustier: Erfahrungsbericht einer Patientin

Interviews tierbegleitete Therapie
Bianca Wesemann (links) im Gespräch mit einer Patientin der Parkklinik Heiligenfeld.

Spielkamerad, bester Freund, Heiler, Pädagoge, Familienmitglied oder sogar Kindersatz – all diese Rollen kann ein Hund für sein Frauchen oder Herrchen einnehmen. Aufgrund dieser engen Bindung ist es für viele Menschen mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen schwer, sich während eines mehrwöchigen Klinikaufenthalts von ihrem Haustier zu trennen. Deswegen hat die Parkklinik Heiligenfeld ein Behandlungskonzept zur tierbegleiteten Therapie entwickelt. Hierbei ist nicht nur die Mitnahme des eigenen Hundes möglich, das Tier wird auch in die Therapie miteinbezogen.

Eine ehemalige Patientin der Parkklinik Heiligenfeld erzählt, warum ihr Hund Becki so wichtig für sie und ihre Genesung ist. Becki hat sie während ihres Aufenthaltes begleitet.

Was bedeutet Becki für Sie?

Becki bedeutet für mich ein klein bisschen Kindersatz. Meine Kinder sind aus dem Haus. Sie ist ein liebes Wesen, das auch Liebe braucht und dafür auch Zuwendung schenkt. Sie ist ein ganz sanftes Wesen. Dadurch, dass sie so scheu ist, ist man noch mehr dazu geneigt, dem Hund Liebe zu geben. Deshalb war es für mich auch Voraussetzung, dass ich den Hund mitnehmen kann, wenn ich mich in Therapie begebe. Ich hätte eher auf Therapie verzichtet, als den Hund alleine zu lassen. Meine Kinder sind beide berufstätig. Sie hätten also auch nicht genügend Zeit. Bei meinem Mann ist die Situation ähnlich mit dem Beruf. Da hätte Becki den ganzen Tag allein sein müssen, und das wollte ich der alten Dame nicht zumuten. Deshalb hätte ich ohne Hund „Nein“ zu einer Therapie gesagt.

Wie empfinden Sie den Aufenthalt mit Ihrem Hund bei uns?

Ich empfinde es als entspannend. Der Hund gibt mir Zeit zum Nachdenken. Ich kann mit Becki durch den Park oder über den Altenberg gehen und meine Gedanken kreisen lassen. Ich kann die Wege wählen, aber ich kann auch die Gedankengänge wählen, die ich gehen möchte. Und das hilft mir sehr. Schön ist es auch, wenn ich sehe, wie der Hund nicht nur mich spiegelt, mit vielen meiner Verhaltensweisen, sondern auch, wie er anderen Gruppenmitgliedern hilft. Zum Beispiel denen, die auch eine Sozialphobie haben, in diesem Moment Kontakte zu knüpfen, auch wenn es nur über einen Hund ist. Schön war zudem auch, als ein Mitpatient sagte, dass Becki ein sehr guter Therapeut sei. Sie ist also nicht nur für mich Teil der Therapie, sondern auch für Mitpatienten ist sie ein ruhender Pol. Sie gehört zur Gruppe dazu.

Auch wenn Sie nicht aktiv an unserem tierbegleiteten Therapieprogramm teilnehmen, was halten Sie davon?

Ich bin nun so weit, dass ich mir überlegt habe, ein bis zwei Stunden in dieser Hinsicht zu nehmen. Es fiel einigen Mitpatienten auf, dass sich mein Hund so verhält wie ich mich fühle. Hier möchte ich nun lernen, inwieweit das Tier mir etwas sagen kann und zeigen will. Oder auch wie es mir Hilfestellung geben will. Mir ist auch an einem Tag aufgefallen, als es mir wirklich schlecht ging, dass Becki sich vor mich gestellt hat und mich nicht aus dem Zimmer lassen wollte. Der Hund war also auch ein Indikator. Vielleicht lerne ich durch die Therapie, noch mehr auf den Indikator einzugehen.

Wie unterstützt Sie Becki auch zuhause?

Wenn ich nach Hause komme, nehme ich die Leine und gehe mit ihr in den Wald.Das ist Entspannung pur. Ich genieße das Grün, fahre runter und schöpfe Kraft für den nächsten Tag. Doch leider hat es in der letzten Zeit nicht mehr gereicht. Sonst wäre ich nicht hier.

Ich habe aber nicht nur den Hund, sondern auch zwei Katzen. Eigentlich ist das auch eine Tiertherapie, die sie manchmal mit mir vollziehen. Tiere spüren oft sehr genau, was den Menschen fehlt. Wenn es einem schlecht geht, dann ist eines der Tiere da, das einen wärmt und kuschelt.

Würden Sie Heiligenfeld generell als Klinik weiterempfehlen?

Was den Hund betrifft, habe ich sogar schon meinen Kollegen Mails geschickt, wenn es ihnen schlecht geht, sollen sie hierher kommen. Generell aber kann ich Heiligenfeld nur weiterempfehlen. Ich war bereits vor zwei Jahren in einer anderen Klinik zur Therapie. Dort war alles sehr verkopft und hat mir nicht sehr viel gebracht. Hier jedoch ist das anders. Vor allem emotional. Ich wusste gar nicht, was da alles unter der „Betondecke“ steckt. Wenn es auch weh tut, wenn der Beton bricht, es ist gut so.

Vielen Dank für das Gespräch!

Tierbegleitete Therapie in der Parkklinik Heiligenfeld:

Bei der tierbegleiteten Therapie in der Parkklinik Heiligenfeld steht nicht nur die Therapie, sondern auch die Beziehung zwischen Besitzer und Haustier im Fokus. Es soll durch Reflexion eine Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung, mit dem Ziel der Gesundung und Unterstützung des Menschen, aber auch des Tieres, erwirkt werden. Mit Verständnis für die Tierpsychologie und gegebenenfalls speziellem Training wird zur Steigerung der Selbststeuerung, Lebensführung und Linderung der psychosomatischen Krankheiten der Tierbesitzer und Verbesserung des Tierlebens beigetragen. Die Patienten mit Hund genießen in den Heiligenfeld Kliniken viele, speziell für sie eingerichtete Vorzüge. Wie beispielsweise eine Hundeküche, Hundedusche oder einen Begegnungsraum, die “Hundehütte”, mit Trainingseinrichtungen.

Tierbegleitet
Training in der “Hundehütte”
Hundehütte_1
Eigens für die tierbegleitete Therapie eingerichteter Trainingsraum
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Krankheitsbilder
Wir behandeln psychosomatische und somatische Krankheiten.
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3 Antworten

  1. Sehr geehrte Frau Wesemann, wunderbar, dass Sie in Ihrer Klinik solch ein Angebot haben! Seitdem ich von diesem Angebot weiß, kann ich mir auch für mich vorstellen, einmal solch ein psychosomatisches Angebot für mich in Anspruch zu nehmen. Welche Voraussetzungen müssen denn erfüllt sein, um so etwas auch über Krankenkasse finanziert zu bekommen? Ich arbeite selbst im therapeutischen Bereich und und habe zwei ausgebildete
    Therapiehunde.
    Über eine Antwort Ihrerseits würde ich mich sehr freuen!

    Herzliche Grüße

    Gaby Geister

    kenkasse finanziert zu bekommen? Ich selbst arbeite

    1. Guten Tag Frau Geister,

      es freut uns das Ihnen das tierbegleitete Therapiekonzept der Parkklinik Heiligenfeld gefällt.

      Es ist tatsächlich so, dass bei gesetzlich Versicherten die Aufnahme in die Parkklinik Heiligenfeld über das sogenannte “Kostenerstattungsprinzip” §13 SGB V erfolgen kann. Dieses muss jedoch im Vorfeld beantragt werden und von Ihnen sozusagen gewählt werden. In diesem Fall erstattet die Krankenkasse die Kosten anstelle der reinen Erbringung von Sachleistung. Die Kosten werden jedoch nur in der Höhe der Vergütung übernommen, die die Krankenkasse bei Erbringung der Sachleistung getragen hätte. Die Differenz zu unserem Tagessatz müssten sie ggf. zuzahlen bzw. könnten dies über eine Zusatzversicherung abdecken.
      Wenn Sie diese Möglichkeit der Kostenübernahme Ihrer Krankenversicherung näher interessiert dann rufen uns gerne unter 0971 84-0 an. Das Aufnahmeteam hilft Ihnen gerne weiter und erläutert Ihnen genau das entsprechende Aufnahmeverfahren.

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